HWK Ober­fran­ken Bay­reuth: Mit Qua­li-ADAPT in Rekord­zeit zum Berufsabschluss

Symbolbild Bildung

Wie eine 33-jäh­ri­ge mit viel Élan ihre Kar­rie­re von der unge­lern­ten Male­rin hin zum Mei­ster plant

Martina Lotter: nach der Arbeit drückt sie jetzt wieder die Schulbank, um mit Quali-ADAPT ihren Berufsabschluss nachzuholen. Bild: HWK

Mar­ti­na Lot­ter: nach der Arbeit drückt sie jetzt wie­der die Schul­bank, um mit Qua­li-ADAPT ihren Berufs­ab­schluss nach­zu­ho­len. Bild: HWK

Mar­ti­na ist, beruf­lich gese­hen, ein Spät­zün­der, dafür geht sie jetzt nicht nur ab wie eine Rake­te, son­dern wie ein gan­zes Feu­er­werk. Bis Ende Juli 2014 will die Buch­aue­rin, Land­kreis Kulm­bach, ihren Gesel­len­brief im Maler- und Lackie­rer Hand­werk im Rah­men der beruf­li­chen Nach­qua­li­fi­zie­rung Qua­li-ADAPT nach­ge­holt haben. Im Anschluss ist sie bereits ab 15. Sep­tem­ber in der Mei­ster­schu­le ange­mel­det und plant, im Juli 2015 den Mei­ster­brief in der Tasche zu haben, um sich dann selbst­stän­dig zu machen, einen Maler­be­trieb zu übernehmen.

Ein hef­ti­ger Plan für die fünf­fa­che Mut­ter, die momen­tan auch noch Voll­zeit arbei­tet. Sie will das jetzt aber unbe­dingt durch­zie­hen. Denn – und dar­über spricht das 33-jäh­ri­gen Ener­gie­bün­del offen – in ihrer Jugend lief nicht immer alles nach Plan: „Ich habe es in jun­gen Jah­ren nicht auf die Rei­he gekriegt, dann muss ich halt jetzt ranklotzen“.

Mit 16 Jah­ren kam das erste Kind, mit 18 Jah­ren das zwei­te. Nach der Schei­dung von ihrem ersten Mann arbei­te­te sie in der Gastro­no­mie, bedien­te in einer Eis­die­le. Durch Zufall kam sie zu ihrem Aus­bil­dungs­platz: „Mei­ne damals beste Freun­din arbei­tet bereits im Maler­ge­schäft Rosa in Föl­schnitz und dort war noch ein Aus­bil­dungs­platz frei, ich kam mit und nach zwei Tagen Pro­be­ar­beit konn­te ich die Leh­re beginnen.“

Kurz vor dem Abschluss der Aus­bil­dung mel­de­te sich dann aber Kind Num­mer drei an – die jun­ge schwan­ge­re Mut­ter durf­te aus gesund­heit­li­chen Grün­den nicht mehr an den Prü­fun­gen teil­neh­men. Danach folg­ten eine neue, glück­li­che Ehe und die Kin­der vier und fünf. Nach und nach begann Mar­ti­na wie­der im Maler­ge­schäft Rosa zu arbei­ten, als Hilfs­kraft. Erst auf 400 € Basis, dann 30 Stun­den, seit 2007 wie­der in Vollzeit.

Inzwi­schen ist ihr Chef in dem zwei Per­so­nen Betrieb 65 Jah­re alt, möch­te nach 51 Arbeits­jah­ren in die wohl­ver­dien­te Ren­te gehen, Mar­ti­na ist sei­ne Wunsch­kan­di­da­tin für die Über­nah­me des Ladens und hier kam die Maß­nah­me Qua­li-ADAPT ins Spiel.

Seit Janu­ar 2013 bie­tet die Hand­werks­kam­mer mit dem Pro­jekt Qua­li-ADAPT an- und unge­lern­ten Beschäf­tig­ten mit Pra­xis­er­fah­rung die Chan­ce, berufs­be­glei­tend einen aner­kann­ten Berufs­ab­schluss zu erwer­ben. Wich­tig bei Qua­li-ADAPT ist die Indi­vi­dua­li­sie­rung des Lern­kon­zepts. Am Anfang des Lehr­gangs wird eine detail­lier­te Kom­pe­tenz­fest­stel­lung durch­ge­führt, mit der genau ermit­telt wird, wo die Teil­neh­mer bereits qua­li­fi­ziert sind und wo sie noch Defi­zi­te haben. Die Teil­neh­mer durch­lau­fen dann nur die Qua­li­fi­ka­ti­ons­bau­stei­ne, die sie auch wirk­lich brau­chen, und wer­den so ganz gezielt auf die Gesel­len­prü­fung vorbereitet.

An die­sem Pro­jekt nimmt Mar­ti­na seit Dezem­ber 2013 berufs­be­glei­tend teil, weil sie ja „neben­bei“ noch arbei­tet. Sie besucht ein­mal wöchent­lich den soge­nann­ten „Stütz­un­ter­richt“ und bear­bei­tet das rest­li­che Schul­ma­te­ri­al zuhau­se in Eigen­lei­stung nach. „Ein­fach war das nicht, ich muss­te erst wie­der ler­nen zu ler­nen, vor allem Stil­kun­de und Che­mie sind mir anfangs schwer gefal­len, aber ich beiß mich da jetzt durch“, so die hoff­nungs­fro­he Zwi­schen­bi­lanz der 33-jäh­ri­gen. Außer­dem besucht sie zwei Wochen ÜLU Kur­se und hofft, Ende Juli jetzt doch end­lich ihren Abschluss machen zu kön­nen. Im Sep­tem­ber beginnt dann schon der Voll­zeit-Mei­ster­kurs und wenn der dann auch noch tat­säch­lich gemei­stert ist, wird sie – so der Plan – ab Sep­tem­ber 2015 ihre eige­ne Che­fin im für sie schön­sten Beruf der Welt sein. „Wir sind ein klei­ner Betrieb, wir machen fast nur pri­va­te Auf­trä­ge, klei­ne­re Sachen, tape­zie­ren, malern, Fas­sa­den, man lernt vie­le Leu­te ken­nen, macht jeden Tag was ande­res und vor allem: man sieht am Abend, was man gemacht hat – es macht mir ein­fach Spaß und wenn ich mich dann auch noch Mei­ste­rin nen­nen kann, umso mehr!“