Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Ein gemein­sa­mer Impf­stoff gegen zwei welt­wei­te Infek­ti­ons­krank­hei­ten als Ziel

Symbolbild Bildung

Mit einem neu­en For­schungs­pro­jekt setzt Prof. Dr. Wolf­gang Schu­mann sei­ne jahr­zehn­te­lan­ge Zusam­men­ar­beit mit bra­si­lia­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten fort

Vie­le, aber längst nicht alle bak­te­ri­el­len Erkran­kun­gen kön­nen heu­te durch Impf­stof­fe ver­hü­tet wer­den. Die Brucel­lo­se, die durch eine Infek­ti­on mit Brucel­la-Bak­te­ri­en her­vor­ge­ru­fen wird, befällt in zahl­rei­chen Regio­nen der Erde Haus- und Nutz­tie­re und kann auf die­sem Weg auch die Men­schen errei­chen. Ursa­che der Ana­plas­mo­se wie­der­um sind Bak­te­ri­en, die vor allem durch Zecken­bis­se über­tra­gen wer­den und erheb­li­che gesund­heit­li­che Schä­den anrich­ten kön­nen. Einen Impf­stoff, der gegen bei­de Infek­ti­ons­krank­hei­ten gleich­zei­tig schützt, wol­len der Bay­reu­ther Gene­ti­ker Prof. Dr. Wolf­gang Schu­mann und sein Kol­le­ge Prof. Dr. Pau­lo Noguei­ra am Staat­li­chen Insti­tut Fio­cruz in Man­aus jetzt gemein­sam entwickeln.

Für die­ses For­schungs­vor­ha­ben erhält Prof. Schu­mann eine Anschub­fi­nan­zie­rung des Baye­ri­schen Hoch­schul­zen­trums für Latein­ame­ri­ka (BAY­LAT). Die­ses Ser­vice­zen­trum des Frei­staats Bay­ern för­dert die Ver­net­zung baye­ri­scher und latein­ame­ri­ka­ni­scher Hoch­schu­len in For­schung und Leh­re und unter­stützt dabei ins­be­son­de­re auch die Umset­zung inno­va­ti­ver For­schungs­ideen. „Prof. Noguei­ra und ich freu­en uns sehr, dass unser Pro­jekt so posi­tiv bewer­tet wur­de“, erklärt Prof. Schu­mann. „Bei der Suche nach einem Impf­stoff, der gegen bei­de Krank­hei­ten wirk­sam ist, ver­fol­gen wir einen neu­en expe­ri­men­tel­len Ansatz. Zunächst wol­len wir aus den Bak­te­ri­en, die als Ursa­chen für die Brucel­lo­se bzw. für die Ana­plas­mo­se bekannt sind, Anti­ge­ne iso­lie­ren. Die Anti­ge­ne sol­len anschlie­ßend auf den Spo­ren des als ‚Heu­ba­zil­lus‘ bekann­ten Bacil­lus sub­ti­lis ver­an­kert werden.“

Mit­hil­fe die­ser Spo­ren wol­len die bei­den Wis­sen­schaft­ler in den Labo­ra­to­ri­en des Staat­li­chen Insti­tuts Fio­cruz zunächst ermit­teln, wie Mäu­se auf die Anti­ge­ne reagie­ren. Ent­schei­dend ist dabei die Fra­ge, ob sie Anti­kör­per ent­wickeln. Falls ja, wer­den im näch­sten Schritt Kühe mit den Spo­ren behan­delt und dar­auf­hin unter­sucht, ob sie eben­falls eine Immu­ni­tät gegen die krank­ma­chen­den Bak­te­ri­en aus­bil­den. Soll­te es eines Tages gelin­gen, auf der Basis der Heu­ba­zil­lus-Spo­ren einen Impf­stoff gegen bei­de Infek­ti­ons­krank­hei­ten her­zu­stel­len, so hät­te die­ses Serum einen ent­schei­den­den Vor­teil: Es kann wie ein Pul­ver bei Raum­tem­pe­ra­tur auf­be­wahrt wer­den und muss nicht dau­er­haft gekühlt wer­den. Zudem lässt es sich als ora­ler Impf­stoff dem Trink­was­ser oder dem Tier­fut­ter bei­mi­schen, so dass der Stich mit der Impf­na­del entfällt.

„Die Brucel­lo­se ist in Süd­ame­ri­ka beson­ders weit bei Rin­dern ver­brei­tet und rich­tet des­halb in der Agrar­wirt­schaft erheb­li­che Schä­den an. Des­halb hat sich mein Kol­le­ge in Man­aus bereits jah­re­lang mit der Ent­wick­lung eines Impf­stoffs gegen die­se Pla­ge befasst. Wir wer­den mit unse­rem neu­en For­schungs­pro­jekt also auf die­sen Erfah­run­gen auf­bau­en kön­nen“, so Prof. Schumann.

Wenn der Bay­reu­ther Wis­sen­schaft­ler im Som­mer die­sen Jah­res, im Rah­men des von BAY­LAT geför­der­ten Pro­jekts, nach Man­aus fliegt, dann wird dies bereits sein 34. For­schungs­auf­ent­halt in Bra­si­li­en sein. Prof. Dr. Wolf­gang Schu­mann, der 2013 an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth eme­ri­tiert wur­de, unter­hält seit den 1980er Jah­ren enge wis­sen­schaft­li­che Kon­tak­te zu Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen in dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Land. Seit 2003 ist er Gast­pro­fes­sor an der Uni­ver­si­da­de Fede­ral d’Ama­zo­nia (UFAM) in Man­aus, wo er den Stu­die­ren­den regel­mä­ßig neue For­schungs­er­geb­nis­se aus der Bio­tech­no­lo­gie ver­mit­telt. Ein lang­jäh­ri­ger wis­sen­schaft­li­cher Aus­tausch, der vom DAAD geför­dert wur­de, ver­bin­det ihn mit der Uni­ver­si­da­de de São Pau­lo (USP). Hier hat Prof. Schu­mann in einer gemein­sa­men Arbeits­grup­pe mit Prof. Dr. Luis Car­los Fer­rei­ra mole­ku­lar-bio­lo­gi­sche Werk­zeu­ge für die Gewin­nung von Impf­stof­fen ent­wickelt. Die­se wer­den auch in dem neu­en Impf­stoff-Pro­jekt zum Ein­satz kommen.