„Böh­ma­keln“ wis­sen­schaft­lich gese­hen: Bam­ber­ger For­scher erkun­den histo­ri­sche Mischsprache

Symbolbild Bildung

Seit etwa 1850 wan­der­ten zahl­rei­che Böh­men in Wien ein. Die deut­sche Spra­chen lern­ten sie durch Hören­sa­gen: Hier und da schnapp­ten sie ein paar Wör­ter und Wen­dun­gen auf, Wort­schatz­lücken füll­ten sie durch ihren eige­nen Dia­lekt. Es ent­stand das Böh­ma­keln. Prof. Dr. Hel­mut Glück, Pro­fes­sor für Deut­sche Sprach­wis­sen­schaft und Deutsch als Fremd­spra­che an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, initi­ier­te ein For­schungs­pro­jekt zu die­ser histo­ri­schen Mischsprache.

Seit Herbst 2013 sind Glück und Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin Dr. Bet­ti­na Mor­ci­nek dem Böh­ma­keln auf der Spur und betre­ten lin­gu­isti­sches Neu­land. Die tsche­chisch-deut­sche Misch­spra­che in der Form, wie Glück und Mor­ci­nek sie unter­su­chen, wird sie nicht mehr gespro­chen. Das Pro­jekt­team durch­stö­bert Archi­ve und liest sich quer durch die deutsch- und tsche­chisch­spra­chi­ge Lite­ra­tur des 19. und 20. Jahr­hun­derts. Erste viel­ver­spre­chen­de Text­be­le­ge hat es bereits gefun­den: Eini­ge Wie­ner Volks­dich­ter gebrauch­ten das Böh­ma­keln in ihren Stücken, um bestimm­te Figu­ren als Tsche­chen zu charakterisieren.

Neben Text­bei­spie­len sind die For­scher auch auf der Suche nach Hör­be­le­gen in alten Fil­men und Ton­auf­nah­men. „Das Böh­ma­keln wur­de oft von öster­rei­chi­schen Kaba­ret­ti­sten imi­tiert“, erklärt Glück. Auf der Büh­ne spiel­te die tsche­chisch-deut­sche Misch­spra­che eine gro­ße Rol­le, zumeist kam ihr die Funk­ti­on zu, den Böh­men als Witz­fi­gur zu karikieren.

Außer Glück und Mor­ci­nek erfor­schen die bei­den Ger­ma­ni­sten PD Dr. Kar­sten Rinas und Vero­ni­ka Ople­ta­lo­vá der Palacký-Uni­ver­si­tät Olmütz die Misch­spra­che. Für die Erkun­dun­gen zum Böh­ma­keln hat sich Glück zudem Unter­stüt­zung zwei­er befreun­de­ter Wie­ner Fach­leu­te geholt. Pro­fes­sor Dr. Hans Hai­der sowie Prof. Dr. Hil­de Hai­der-Preg­ler ste­hen dem Pro­jekt­team mit Rat und Tat zur Sei­te. Am Ende des Pro­jekts möch­ten Glück und sein Team eine Text­samm­lung mit Kom­men­ta­ren her­aus­ge­ben. Even­tu­ell gibt es eine CD oben­drein. „Wir hof­fen, mit dem For­schungs­pro­jekt erste Ansät­ze zur wis­sen­schaft­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Böh­ma­keln zu lie­fern“, so Glück.

Für wei­te­re Infor­ma­tio­nen ste­hen Ihnen Prof. Dr. Hel­mut Glück (E‑Mail: helmut.​glueck@​uni-​bamberg.​de, Tel.: 0951–863-2135) sowie Dr. Bet­ti­na Mor­ci­nek (E‑Mail: bettina.​morcinek@​uni-​bamberg.​de, Tel.: 0951–863-2239) vor­mit­tags von 9.30–12.30 Uhr zur Verfügung.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Pro­jekt fin­den Sie unter www​.uni​-bam​berg​.de/​k​o​m​m​u​n​i​k​a​t​i​o​n​/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​b​o​e​h​m​a​k​eln.