Sonntagsgedanken: Maria Lichtmess oder die Darstellung des HERRN am 2. Februar
Auf dem Peringsdörfer Altar in der Nürnberger Friedenskirche ist die Szene dargestellt, wie Jesu Eltern das Neugeborene am 40. Tag seines Lebens vorschriftsgemäß zum Tempel bringen. Erst mit dieser „Darstellung des HERRN“, so der offizielle Name für Lichtmess, endet die Weihnachtszeit, nicht schon mit der Episode von den „Weisen aus dem Morgenland“. Wer das Altarbild näher betrachtet, wundert sich vielleicht über die Kleidung der Personen: Elegant, großbürgerlich kommen sie daher, angezogen wie Nürnberger Patrizier im Spätmittelalter. Der Künstler wollte also nicht historisch genau das Geschehen abbilden. Es ging ihm darum, die Aktualität der Szene zu betonen. Die biblischen Geschichten sind eben keine Märchen, sondern sie gehen uns persönlich, unbedingt an. Unsere Entscheidung steht auf dem Spiel.
Maria konnte damals nicht begreifen, was da geschah bei der Geburt ihres Sohnes, später im Tempel zu Jerusalem, als der alte Simeon eine dunkle Prophezeiung über ihr Kind ausssprach, schließlich, als Jesus predigend durchs Land zog, als er furchtbar starb. Aber sie behielt all diese Worte und Ereignisse in ihrem Herzen, dachte fortwährend mit gläubigem Sinn darüber nach. So und nur so kann sie für uns zum Vorbild werden. Christsein heißt nicht, dieser oder jener Gemeinde, Konfession anzugehören, wie man eben einem beliebigen Verein angehört. Genausowenig wie wir sagen können, warum Gott gerade diesen alten Simeon erwählte, um Jesu Schicksal zu offenbaren, können wir heute begründen, warum der eine zum Glauben findet, der andere nicht. Glauben dürfen ist eine unverdiente, unbegreifliche Gabe Gottes, zugleich lebenslange Aufgabe des Menschen, an der wir wachsen, an der wir uns bewähren sollen. Der Glaube will täglich gelebt, durchdacht, gewagt sein allen inneren Zweifeln, allen äußeren Angriffen zum Trotz. Dafür brauchen wir den Heiligen Geist Gottes, um den wir immer nur bitten können. Ob und wie er wirkt, müssen wir ihm überlassen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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