Der mil­de Win­ter lässt die Vögel zwitschern

Die Vogel­welt kommt gut mit den Aus­wir­kun­gen der gemä­ßig­ten Tem­pe­ra­tu­ren zurecht – Eini­ge Vögel pro­fi­tie­ren sogar vom Wetter

Die nahe­zu früh­lings­haf­ten Wet­ter­be­din­gun­gen zu Jah­res­an­fang haben kei­ne nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die hei­mi­sche Vogel­welt. Zwar zei­gen sich der­zeit weit weni­ger Vögel in den baye­ri­schen Gär­ten, wie die bis­her vor­lie­gen­den Zah­len der Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ des Lan­des­bunds für Vogel­schutz (LBV) unter­mau­ern. Für die Vögel stellt die gemä­ßig­te Wit­te­rung aber kei­ne Pro­ble­me dar. Etli­che Vogel­ar­ten pro­fi­tie­ren sogar vom bis­her aus­blei­ben­den Win­ter. Die mil­den Tem­pe­ra­tu­ren könn­ten sogar zu frü­hen Brut­ver­su­chen füh­ren, was nach der ver­reg­ne­ten Brut­sai­son 2013 vie­len Arten in Bay­ern hel­fen würde.

Ist, wie momen­tan der Fall, genü­gend Nah­rung und neben mil­den Tem­pe­ra­tu­ren auch aus­rei­chend Tages­licht vor­han­den, kön­nen die Vögel sogar durch­aus frü­her in Brut­stim­mung kom­men und gege­be­nen­falls schon anfan­gen zu bal­zen. So sind der­zeit nicht nur die ersten Spech­te bereits beim Trom­meln zu hören, ver­ein­zelt sin­gen auch schon Amseln, Kohl­mei­sen, Grün­fin­ken und Rot­kehl­chen. Sie stre­ben damit eine mög­li­che Brut­zeit an und stecken ihr Revier ab, um spä­ter ein Weib­chen anzu­locken. „Soll­ten brü­ten­de Vögel doch noch von einem Win­ter­ein­bruch ereilt wer­den, geht die Brut zwar ver­lo­ren. Sie haben aber zumin­dest einen Brut­ver­such unter­nom­men. Bleibt es wei­ter mild und sie brü­ten erfolg­reich, haben sie eine Brut mehr durch­ge­bracht“, erklärt LBV-Arten­schutz­re­fe­rent Dr. Andre­as von Lindeiner.

Eini­ge Vogel­ar­ten pro­fi­tie­ren sogar von der der­zeit mil­den Wit­te­rung. Die Schlei­er­eu­le und der Eis­vo­gel sind in stren­gen Win­tern oft von star­ken Ver­lu­sten betrof­fen. „Ihre Bestän­de könn­ten sich nun erho­len und frü­he­re Ver­lu­ste so kom­pen­siert wer­den“, sagt Dr. Andre­as von Lind­ei­ner. Doch durch die ver­reg­ne­ten Brut­mo­na­te im Mai und Juni 2013, die wahr­schein­lich für einen Rück­gang im Gesamt­be­stand der hei­mi­schen Vögel ver­ant­wort­lich waren, haben auch vie­le wei­te­re Vogel­ar­ten die­ses Jahr Brut­aus­fäl­le aus­zu­glei­chen. „Je frü­her also die Brut­zeit 2014 beginnt, desto mehr Chan­cen gibt es, viel­leicht zwei oder drei Bru­ten groß­zu­zie­hen“, ergänzt von Lindeiner.

Eben­falls von Vor­teil ist der mil­de Win­ter für Was­ser- und Greif­vö­gel. So lan­ge die Seen und Gewäs­ser nicht zuge­fro­ren sind und eine schnee­freie Land­schaft genü­gend Mög­lich­kei­ten zum Jagen bie­ten, müs­sen die­se Vögel nicht in schnee- und eis­freie Regio­nen aus­wei­chen, um aus­rei­chend Nah­rung zu fin­den. Ob der­zeit auch noch vie­le Zug­vö­gel in Bay­ern ver­wei­len und erst gar nicht weg­ge­zo­gen sind, will der LBV anhand sei­ner Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ her­aus­fin­den. Zwar wird es noch bis Ende Janu­ar dau­ern, bis alle gemel­de­ten Vögel aus­ge­zählt sind, aber die der­zei­ti­gen Zah­len von Haus­rot­schwän­zen, Mönchs­gras­mücken und Zilpz­al­pen las­sen die Natur­schüt­zer bereits aufhorchen.

Für die der­zeit in Afri­ka wei­len­den Zug­vö­gel wie den Kuckuck ist das momen­ta­ne Wet­ter in Bay­ern nicht erkenn­bar. Sie fol­gen lang­fri­sti­gen Gewohn­hei­ten und ihrer inne­ren Uhr. Dies kön­nen Natur­freun­de anhand eini­ger mit Satel­li­ten­sen­dern aus­ge­stat­te­ten Vögel auch auf einer Live-Kar­te des LBV unter www​.lbv​.de/​k​u​c​k​uck bestens beob­ach­ten. Die besen­der­ten Kuckucke wei­len der­zeit noch süd­lich des Äqua­tors. „Kurz­fri­stig reagie­ren könn­ten nur so genann­te Mit­tel­strecken­zie­her wie der Star oder die Feld­ler­che, die in Süd­frank­reich oder an der west­eu­ro­päi­schen Atlan­tik­kü­ste über­win­tern, aber auch sie wer­den es im Janu­ar vor­zie­hen, dort zu blei­ben“, so Dr. Andre­as von Lindeiner.

Den LBV errei­chen der­zeit auch vie­le Nach­fra­gen besorg­ter Natur­freun­de, sie wür­den seit eini­gen Wochen kaum noch Vögel in ihren Gär­ten sehen. Doch die Sor­gen sind unbe­grün­det: „Für die Vögel gibt es der­zeit kei­nen Grund, ihren nor­ma­len Lebens­raum zu ver­las­sen, da sie dort meist immer noch genü­gend Nah­rung fin­den“, so von Lind­ei­ner. Auf­grund der bereits län­ger anhal­ten­den mil­den Wit­te­rung blei­ben die Tie­re ein­fach wei­ter in ihrem ange­stamm­ten Revier, wo sie sich am besten aus­ken­nen. So müs­sen sie sich kei­nen zusätz­li­chen Gefah­ren bei der Nah­rungs­su­che in den Sied­lungs­ge­bie­ten aussetzen.

Wer bereits mit dem Füt­tern der Vögel begon­nen hat, kann dies auch wei­ter­hin tun. So wis­sen die Vögel, wo sie etwas zu fres­sen fin­den, wenn es wie­der käl­ter wird. Wich­tig bei den mil­den Tem­pe­ra­tu­ren ist die Hygie­ne am Fut­ter­haus. Her­kömm­li­che Vogel­häus­chen, bei denen die Vögel im Fut­ter sit­zen, soll­ten daher täg­lich aus­ge­fegt wer­den. Der LBV emp­fiehlt aus die­sem Grund Fut­ter­si­los, wo die Vögel nur mit dem Schna­bel ans Fut­ter kom­men. Wer noch nicht mit der Füt­te­rung begon­nen hat, kann noch etwas abwar­ten, bis sich wie­der dau­er­haft käl­te­re Tem­pe­ra­tu­ren einstellen.