Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin der Uni Bay­reuth erhält Auszeichnung

Symbolbild Bildung

Anne Sophie Over­kamp erforscht die Geschich­te von Wup­per­ta­ler Kaufmannsfamilien

„Ein Eldo­ra­do der Flei­ßi­gen, ein Zion der Gläu­bi­gen – Kauf­manns­fa­mi­li­en in Elber­feld und Bar­men um 1800“ lau­tet das The­ma der Dis­ser­ta­ti­on von Anne Sophie Over­kamp. Bar­men und Elber­feld, seit 1929 zur neu­ge­form­ten Groß­stadt Wup­per­tal gehö­rend, waren in der Frü­hen Neu­zeit wich­ti­ge Gewer­be­or­te und zähl­ten im preu­ßi­schen Kai­ser­reich zu den füh­ren­den Indu­strie­stand­or­ten. Die jun­ge Wis­sen­schaft­le­rin pro­mo­viert bei Prof. Dr. Susan­ne Lache­nicht am Lehr­stuhl für die Geschich­te der Frü­hen Neu­zeit an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Ihre exzel­len­te Arbeits­wei­se konn­te sie bereits unter Beweis stel­len: Bei der Ver­lei­hung des Nicho­las-Can­ny-Prei­ses setz­te sie sich gegen acht Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler von den Uni­ver­si­tä­ten Yale, Colum­bia, Johns Hop­kins und Bos­ton Col­lege durch.

Per­sön­li­che Bezü­ge der Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin ins Wuppertal

Ins Wup­per­tal hat Anne Sophie Over­kamp auch per­sön­li­che Bezü­ge, kommt sie doch selbst aus der Regi­on und ging in Wup­per­tal zur Schu­le, bis es sie quer durch Deutsch­land ins 600 Kilo­me­ter ent­fern­te Frank­furt an der Oder zog, um hier ein Stu­di­um der Kul­tur­wis­sen­schaf­ten an der Euro­pa-Uni­ver­si­tät Via­dri­na auf­zu­neh­men. Dazu kamen Stu­di­en­auf­ent­hal­te an der Uni­ver­si­tät War­schau und der Uni­ver­si­ty of North Caro­li­na at Cha­pel Hill, USA. Ihr Stu­di­um schloss sie ‚mit Aus­zeich­nung‘ an der Euro­pa-Uni­ver­si­tät Via­dri­na mit einer Diplom­ar­beit über Wup­per­tal ab. Anschlie­ßend erhielt sie für drei Jah­re ein Pro­mo­ti­ons­sti­pen­di­um der Stu­di­en­stif­tung des Deut­schen Vol­kes. Seit nun­mehr einem Jahr arbei­tet sie als wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin bei Prof. Dr. Susan­ne Lache­nicht an der Uni­ver­si­tät Bayreuth.

Die 32-jäh­ri­ge Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin fühlt sich sehr wohl in Fran­ken, wo sie mit ihrem Mann und ihrer fast zwei­jäh­ri­gen Toch­ter lebt. Das Fami­li­en­le­ben ist nicht immer ein­fach zu orga­ni­sie­ren, berich­tet sie: „Mein Mann und ich müs­sen uns sehr gut abspre­chen, damit wir sei­nen Beruf als tech­ni­scher Redak­teur in Nürn­berg, mei­ne wis­sen­schaft­li­che Arbeit an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und das Leben mit unse­rer klei­nen Toch­ter unter einen Hut bekommen.“

Recher­chen im Fir­men­ar­chiv der Wup­per­ta­ler Kauf­manns­fa­mi­lie Frowein

Anne Sophie Over­kamp unter­sucht die Geschich­te und das Wir­ken von Wup­per­ta­ler Kauf­manns­fa­mi­li­en in der Zeit von 1760 bis 1830, der sog. Sat­tel­zeit. Ins­be­son­de­re inter­es­siert die jun­ge Wis­sen­schaft­le­rin die Fir­men­ge­schich­te der Kauf­manns­fa­mi­lie Fro­wein, die damals Lei­nen­bän­der für den all­täg­li­chen Gebrauch her­stell­te und damit erfolg­reich regen Han­del trieb – sogar bis nach Über­see. Die Fir­ma Fro­wein gibt es auch heu­te noch in Wup­per­tal, aller­dings stellt sie kei­ne geweb­ten Bän­der mehr her, son­dern inve­stiert als Fro­wein & Co. Betei­li­gungs AG in mit­tel­stän­di­sche Fami­li­en­un­ter­neh­men, um sie auf­zu­bau­en und fort­zu­füh­ren. Dabei kom­men den Nach­fah­ren der Fir­men­grün­der wohl nicht zuletzt die Erfah­run­gen aus 250 Jah­ren Unter­neh­mer­tum zugute.

Für ihre Dis­ser­ta­ti­on reist Anne Sophie Over­kamp immer wie­der in ihre Hei­mat­stadt, um im Fir­men­ar­chiv der Kauf­manns­fa­mi­lie Fro­wein zu recher­chie­ren. „In den 200 Jah­re alten soge­nann­ten Brief­ko­pier­bü­chern, was heu­te einem Post­aus­gangs­buch gleich­kä­me, lesen zu kön­nen, ist außer­or­dent­lich span­nend, aber auch hin und wie­der recht müh­sam, wenn die Auf­zeich­nun­gen unter­bro­chen oder aber die Tex­te auf­grund des Alters und der Hand­schrif­ten schlecht les­bar sind“, erzählt die Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin, die Eng­lisch und Fran­zö­sisch flie­ßend und auch Pol­nisch und etwas Spa­nisch spricht. „Glück­li­cher­wei­se sind die Fro­wein­schen Auf­zeich­nun­gen aber doch fast voll­stän­dig erhal­ten und vor fünf Jah­ren von einer Archi­va­rin pro­fes­sio­nell geord­net wor­den und somit für For­schungs­zwecke nutzbar.“

Nicho­las-Can­ny-Preis für exzel­len­te wis­sen­schaft­li­che Arbeitsweise

Anne Sophie Over­kamp wird 2014 ihre Dis­ser­ta­ti­on abschlie­ßen, zwei­fels­oh­ne mit Erfolg! Ihr exzel­len­tes wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten konn­te sie bereits bei der dies­jäh­ri­gen Sum­mer Aca­de­my of Atlan­tic Histo­ry, die in Ham­burg statt­fand, unter Beweis stel­len: Bei der Ver­lei­hung des Nicho­las-Can­ny-Prei­ses setz­te sie sich gegen acht Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin­nen und ‑wis­sen­schaft­ler von den Uni­ver­si­tä­ten Yale, Colum­bia, Johns Hop­kins und Bos­ton Col­lege durch. Anne Sophie Over­kamp prä­sen­tier­te bei der Ver­an­stal­tung die Über­see-Ver­bin­dun­gen der Elber­fel­der Fir­ma Fro­wein. Die The­men der For­schungs­pro­jek­te der teil­neh­men­den Pro­mo­vie­ren­den waren weit gespannt: Sie reich­ten von der Kreo­li­sie­rung von Nah­rungs­ge­wohn­hei­ten in der Kari­bik und damit ver­bun­de­nen Iden­ti­täts­bil­dungs­pro­zes­sen über trans­na­tio­na­les Gelb­fie­ber­ma­nage­ment bis hin zu Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Kauf­manns­netz­wer­ken schot­ti­scher Händ­ler und Pfar­rer im Atlan­ti­schen Raum.

Der Preis ist benannt nach Prof. Dr. Nicho­las Can­ny, Mit­glied des Euro­pean Rese­arch Coun­cil (Brüs­sel), ehe­ma­li­ger Prä­si­dent der Roy­al Irish Aca­de­my sowie Mit­glied der Bri­tish Aca­de­my. Als Mit­glied des Euro­pean Rese­arch Coun­cil, dem wich­tig­sten wis­sen­schaft­li­chen Gre­mi­um der Euro­päi­schen Uni­on, gehört Prof. Dr. Nicho­las Can­ny nicht nur zu den füh­ren­den Ver­tre­tern der Atlan­ti­schen Geschich­te in Ame­ri­ka und Euro­pa, son­dern auch zu den pro­mi­nen­te­sten euro­päi­schen Wis­sen­schaft­lern welt­weit. Mit dem inter­na­tio­na­len Preis wer­den alle zwei Jah­re Pro­mo­vie­ren­de aus Euro­pa und Ame­ri­ka für her­vor­ra­gen­de wis­sen­schaft­li­che Lei­stun­gen aus­ge­zeich­net. Geför­dert wird der Preis von der Oxford Uni­ver­si­ty Press, New York, dem welt­weit füh­ren­den Wissenschaftsverlag.