Uni­ver­si­tät Bam­berg: Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Flo­ri­an L. May­er erhält baye­ri­schen Kulturpreis

Symbolbild Bildung

Wiki­pe­dia, Wiki­leaks, Gut­ten­Plag-Wiki… Wikis sind Inter­net­sei­ten, deren Inhal­te jeder Ein­zel­ne nicht nur lesen, son­dern auch ver­än­dern kann. Was die­se Wikis aus­macht, hat Flo­ri­an L. May­er in sei­ner Dis­ser­ta­ti­on unter­sucht. Dafür erhielt er nun den baye­ri­schen Kulturpreis.

„Erfolgs­fak­to­ren von Social Media: Wie funk­tio­nie­ren Wikis?“ – so lau­tet der Titel der Dis­ser­ta­ti­on, die Dr. Flo­ri­an L. May­er am Lehr­stuhl für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Bam­berg geschrie­ben hat. Die jah­re­lan­ge Arbeit hat sich aus­ge­zahlt. Am 7. Novem­ber 2013 erhielt May­er für sei­ne Dis­ser­ta­ti­on den baye­ri­schen Kul­tur­preis, aus­ge­hän­digt von der Bay­ern­werk AG (ehe­mals E.ON Bay­ern AG). Die Preis­ver­lei­hung fand in der Kul­tur- und Kon­gress­hal­le in Alt­öt­ting statt.

May­er wid­met sich dem aktu­el­len Phä­no­men der vir­tu­el­len Zusam­men­ar­beit über Social Media in meh­re­ren Teil­stu­di­en für die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Inter­net all­ge­mein und für die Nut­zung in Unter­neh­men und Klein­grup­pen im Beson­de­ren. In sei­ner Dis­ser­ta­ti­on erar­bei­tet er dar­aus kon­text­über­grei­fen­de Erfolgs­fak­to­ren, die für das Bestehen eines Wikis von Bedeu­tung sind. Zum Beschrei­ben des Wesen von Wikis und der moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men ver­wen­det May­er zwei wesent­li­che Begriffe.

Vom klein­sten Bei­trag zum grö­ße­ren Ganzen

Mikro­kom­mu­ni­ka­ti­on: Mit dem Phä­no­men des Web 2.0 ist der Trend zu einer klein­tei­li­gen Kom­mu­ni­ka­ti­on gelegt wor­den, bei der die Hemm­schwel­len zum Kom­mu­ni­zie­ren für den Ein­zel­nen gerin­ger gewor­den sind. Jeder kann sich betei­li­gen am Social Media-Gesche­hen, sei es durch Tweets bei Twit­ter, eine schnel­le Kor­rek­tur eines Wiki­pe­dia-Arti­kels oder durch den „Gefällt mir“-Button bei Face­book. Die­se unter­schied­li­chen For­men haben eines gemein­sam: Sie sen­ken den tech­ni­schen, zeit­li­chen und kom­mu­ni­ka­ti­ven Auf­wand sowohl für den Sen­der als auch für die Emp­fän­ger. Dies ist ein wesent­li­cher Erfolgs­fak­tor der Social Media, die damit hel­fen, der schnelllebi­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­sell­schaft noch gerecht zu wer­den – und gleich­zei­tig das Pro­blem der Infor­ma­ti­ons­über­flu­tung noch verschärfen.

Mikro­kol­la­bo­ra­ti­on: Die ein­zel­nen, klei­nen Tei­le (oder Bei­trä­ge) wer­den durch Daten-Aggre­ga­ti­on, immer häu­fi­ger für ein gro­ßes Gan­zes ver­wen­det – oft­mals ohne dass es den Nut­zern bewusst ist. So bün­delt bei­spiels­wei­se Ama­zon ein­zel­ne Kun­den­re­zen­sio­nen und Ein­kaufs­ver­hal­ten und bie­tet auf­grund des­sen auto­ma­tisch ein Emp­feh­lungs­sy­stem für wei­te­re Kun­den an. Die Tech­no­lo­gie von Buch­sta­ben­codes, soge­nann­ten CAPTCHAs, die tag­täg­lich mil­lio­nen­fach beim Ein­ge­ben von Pass­wör­tern im Inter­net ver­ge­ben wer­den, wird mitt­ler­wei­le von Goog­le Books genutzt, um Bücher ein­zu­scan­nen. Und mit Hil­fe von Ortungs­pro­gram­men auf Smart­phones kön­nen heut­zu­ta­ge Ver­kehrs­staus erkannt wer­den. All die­se Bei­spie­le ver­an­schau­li­chen das Zusam­men­spiel von Tech­nik im Klei­nen für das gro­ße Ganze.
Klei­ner Auf­wand, gro­ße Wirkung

Mikro­kom­mu­ni­ka­ti­on und Mikro­kol­la­bo­ra­ti­on bedin­gen ein­an­der und spie­len für die Wikis eine essen­ti­el­le Rol­le. Man neh­me das Bei­spiel Wiki­pe­dia: Wenn jeder Benut­zer auch nur ein Kom­ma in einem Arti­kel kor­ri­giert, ergibt die Sum­me die­ser „Puz­zle­tei­le“ ein gutes Lexi­kon. Jeder Ein­zel­ne muss dafür aber nur einen gerin­gen Auf­wand lei­sten. Damit die­ses Spiel immer wei­ter­geht, hat May­er wei­te­re Erfolgs­fak­to­ren rund um Auf­merk­sam­keit, Moti­va­ti­on und Orga­ni­sa­ti­on iden­ti­fi­ziert, die Unter­neh­men und Inter­net­wi­kis kon­kre­te Hand­lungs­emp­feh­lun­gen bieten.

May­ers Lei­stung besteht dar­in, dass er Wikis in ver­schie­de­nen Kon­tex­ten system­theo­re­tisch ana­ly­siert und so all­ge­mein gül­ti­ge Aus­sa­gen zum Funk­tio­nie­ren von Social Media for­mu­liert. Für eine erfolg­rei­che und zukunfts­träch­ti­ge Nut­zung von Wikis und ande­ren neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men ist es des­halb uner­läss­lich, die­se Funk­ti­ons­me­cha­nis­men zu kennen.

Jedes Jahr ver­gibt die Bay­ern­werk AG den mit ins­ge­samt 94.000 Euro dotier­ten Kul­tur­preis Bay­ern an die besten Dok­to­ran­den der Uni­ver­si­tä­ten, die besten Diplomarbeiten/​Bachelorarbeiten von baye­ri­schen Hoch­schu­len, her­aus­ra­gen­de Absol­ven­ten der Kunst­hoch­schu­len sowie baye­ri­sche Künst­ler. Der Preis ist in der Kate­go­rie „Uni­ver­si­tä­ten“ mit 2.000 Euro pro Preis­trä­ger dotiert. Der Kul­tur­preis Bay­ern dient als Impuls zum Erhalt der kul­tu­rel­len Viel­falt sowie als Platt­form für Kunst und Wis­sen­schaft in den baye­ri­schen Regio­nen. Er ist zum neun­ten Mal in enger Zusam­men­ar­beit mit dem Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Bil­dung und Kul­tur, Wis­sen­schaft und Kunst ver­lie­hen worden.

Die Dis­ser­ta­ti­on „Erfolgs­fak­to­ren von Social Media: Wie „funk­tio­nie­ren“ Wikis? Eine ver­glei­chen­de Ana­ly­se kol­la­bo­ra­ti­ver Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sy­ste­me im Inter­net, in Orga­ni­sa­tio­nen und in Grup­pen“ ist in der Rei­he Stu­di­en zur Orga­ni­sa­ti­ons­kom­mu­ni­ka­ti­on im Lit-Ver­lag erschienen.