„Medi­cal Val­ley“: Fünf neue Pro­jek­te stär­ken ein­mal mehr die Clusterstrategie

For­schungs­ver­bund um fünf Pro­jek­te erwei­tert – Ansät­ze aus den Berei­chen Augen­heil­kun­de und Bild­ge­ben­de Diagnostik

Fünf neue Pro­jek­te kann der Spit­zen­clu­ster Medi­cal Val­ley Euro­päi­sche Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg (EMN) mit dem Start in die zwei­te För­der­pha­se ver­zeich­nen. Damit zählt der vom Bun­des­for­schungs­mi­ni­ste­ri­um geför­der­te For­schungs­ver­bund nun 41 Pro­jek­te. Die neu in die Spit­zen­clu­st­er­för­de­rung auf­ge­nom­me­nen medi­zin­tech­ni­schen Ansät­ze stam­men aus den Berei­chen Augen­heil­kun­de und Bild­ge­ben­de Dia­gno­stik. Sie stär­ken ein­mal mehr die Stra­te­gie des Clu­sters, die Qua­li­tät der Gesund­heits­ver­sor­gung zu ver­bes­sern und gleich­zei­tig die Kosten zu sen­ken. Damit möch­ten die Akteu­re den Her­aus­for­de­run­gen des demo­gra­fi­schen Wan­dels begegnen.

Schar­fe Kan­ten für kla­re Sicht

Dank moder­ner Ver­fah­ren lässt sich ein grau­er Star heu­te in den mei­sten Fäl­len ope­ra­tiv ent­fer­nen. Doch bei 15 Pro­zent aller Pati­en­ten kommt es nach der Ope­ra­ti­on zu Kom­pli­ka­tio­nen. Die soge­nann­te nega­ti­ve Dys­pho­t­o­p­sie (ND) ver­ur­sacht eine star­ke Ein­schrän­kung der Seh­qua­li­tät. Das For­scher­team um den Intraoku­lar­lin­sen-Exper­ten Human Optics AG und den Lehr­stuhl für Pho­to­ni­sche Tech­no­lo­gien der Uni­ver­si­tät Erlan­gen- Nürn­berg möch­te dem ent­ge­gen­wir­ken. Ziel ist es, eine implan­tier­ba­re Lin­se zu ent­wickeln, die durch beson­de­re Laser­ver­fah­ren spe­zi­ell gestal­te­te Optik-Kan­ten hat – und dadurch eine ND ver­hin­dert. Das Pro­jekt trägt nicht nur dazu bei, die Qua­li­tät der häu­fig­sten Ope­ra­ti­on am Auge zu ver­bes­sern, son­dern es senkt auch die Kosten, da Zwei­t­ope­ra­tio­nen ver­mie­den wer­den können.

Mehr Fle­xi­bi­li­tät, bes­se­re Bilder

Mus­ku­los­ke­letta­le Schmer­zen gehö­ren zu den häu­fig­sten Gesund­heits­be­schwer­den in der Bevöl­ke­rung. Der Erhalt der Hal­tungs- und Bewe­gungs­or­ga­ne bis ins hohe Alter zählt zu den gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen der Medi­zin­tech­nik; gera­de die Dia­gno­se ist oft schwie­rig. Das Team um Prof. Wil­li A. Kalen­der hat sich in dem Pro­jekt „Peri­phe­re CT“ zum Ziel gesetzt, einen Com­pu­ter-Tomo­gra­fen (CT) zu ent­wickeln, der wenig Platz braucht, fle­xi­bel bei schwer zugäng­li­chen Kör­per­stel­len ist und zugleich eine hohe Bild­qua­li­tät lie­fert. Es soll ein Gerä­te­kon­zept ent­wickelt wer­den, das die bis­he­ri­gen Schwä­chen bei der ortho­pä­di­schen mus­ku­los­ke­letta­len Dia­gno­stik aus­gleicht und hilft, die Bild­qua­li­tät der heu­ti­gen kli­ni­schen CT zu ver­bes­sern. Grund­la­ge für die Unter­su­chun­gen ist das im Spit­zen­clu­ster-Leit­pro­jekt ent­wickel­te inno­va­ti­ve Detek­tor­sy­stem, wel­ches eine ver­bes­ser­te Auf­lö­sung der Bil­der und eine erhöh­te Dosis­ef­fi­zi­enz liefert.

Wie gut sind eta­blier­te Ver­fah­ren der Bildgebung?

Mit­tels ver­bes­ser­ter Bild­ge­bungs­ver­fah­ren Tumo­ren frü­her erken­nen und mög­lichst vie­le Infor­ma­tio­nen über die Gewe­be­struk­tu­ren erhal­ten – die­ses Bestre­ben haben die Wis­sen­schaft­ler im Pro­jekt „Inter­fe­ro­me­tri­sche Rönt­gen­bild­ge­bung“. Die Exper­ten der Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg, des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Erlan­gen, des Karls­ru­her Insti­tuts für Tech­no­lo­gie und von Sie­mens Heal­th­ca­re wol­len die­se Metho­de auf ihren Nut­zen hin über­prü­fen und die neu­en Daten, ins­be­son­de­re die Dun­kel­feld-Bild­ge­bung, mit eta­blier­ten Ver­fah­ren ver­glei­chen. Die inter­fe­ro­me­tri­sche Rönt­gen­bild­ge­bung ist eine Vari­an­te der Pha­sen­kon­trast- Rönt­gen­bild­ge­bung und hat den Vor­teil, dass neben dem klas­si­schen Rönt­gen­bild zwei zusätz­li­che Mess­pa­ra­me­ter erfasst wer­den. So kann zum Bei­spiel Weich­teil­ge­we­be bes­ser unter­schie­den und abge­grenzt wer­den. Im Fokus der Unter­su­chun­gen steht die ver­bes­ser­te Detek­ti­on von Brust­krebs, aber auch ande­re medi­zi­ni­sche Anwen­dungs­fel­der wie die Lun­gen-Bild­ge­bung oder die Ortho­pä­die wer­den inten­siv betrach­tet. Ein wei­te­res Ziel ist es, den aktu­el­len Labor­auf­bau tech­nisch soweit zu ver­bes­sern, dass die­se neue Metho­de den Anfor­de­run­gen des kli­ni­schen All­tags entspricht.

Qua­li­tät in der Radio­lo­gie sichern

Das Pro­jekt „Qua­li­täts­si­che­rung von medi­zi­ni­schen Rönt­gen­an­la­gen mit einem neu­ar­ti­gen spek­tro­sko­pi­schen Pixel­de­tek­tor“ hat zum Ziel, die Ein­satz­mög­lich­kei­ten eines in Kol­la­bo­ra­ti­on zwi­schen der IBA, FAU und dem Euro­päi­schen Kern­for­schungs­zen­trum CERN ent­wickel­ten Pixel­de­tek­tors in der Qua­li­täts­si­che­rung von Rönt­gen­ge­rä­ten zu erfor­schen. Im Mit­tel­punkt steht die Ent­wick­lung von Ver­fah­ren zur Bestim­mung der maxi­ma­len Ener­gie der Rönt­gen­teil­chen im Strah­lungs­feld von medi­zi­ni­schen Rönt­gen­an­la­gen. Das For­scher­team um Dr. Thi­lo Michel von der Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg und Dr. Ste­fan Wöl­fel von IBA Dosi­me­try unter­sucht wei­ter­hin die Qua­li­tät der Mes­sung der Ener­gie­spek­tren der Rönt­gen­strah­lung im Direkt­strahl von medi­zi­ni­schen Röntgengeräten.

Opti­ma­le Ver­sor­gung nach einem Schlaganfall

Das Pro­jekt „Mul­ti­mo­da­le Flach­de­tek­tor-Volu­men-CT bei neu­ro­vas­ku­lä­ren Erkran­kun­gen“ spannt den Bogen von der Grund­la­gen­for­schung über die indu­stri­el­le Ent­wick­lung bis hin zur kli­ni­schen Anwen­dung. Gesamt­ziel des inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­vor­ha­bens ist die Ent­wick­lung einer mul­ti­mo­da­len funk­tio­nel­len Bild­ge­bungs­platt­form für hoch­auf­lö­sen­de Auf­nah­men der Hirn­ge­fä­ße und Ganz­hirn-Per­fu­si­ons­bild­ge­bung. Ziel ist fer­ner die Inte­gra­ti­on in das inter­ven­tio­nel­le Umfeld und damit eine effi­zi­en­te­re und pati­en­ten­in­di­vi­du­el­le Schlag­an­falls­ver­sor­gung. Das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen ist in der Schlag­an­fall-Behand­lung eine der füh­ren­den Kli­ni­ken in Deutsch­land und bie­tet damit beste Rah­men­be­din­gun­gen für die Erfor­schung inno­va­ti­ver Tech­no­lo­gien. Am Ende des Vor­ha­bens ste­hen Pro­to­ty­pen, Soft­ware­lö­sun­gen und kli­ni­sche Anwen­dungs­kon­zep­te, die den Schritt in die seri­el­le Pro­dukt­ent­wick­lung erlau­ben. Im opti­ma­len Fall kön­nen die Ergeb­nis­se auch auf ande­re Organ­be­rei­che über­tra­gen werden.

Der Medi­cal Val­ley Euro­päi­sche Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg (EMN) e. V. wur­de 2007 gegrün­det, um die Ent­wick­lung, Koor­di­na­ti­on und Ver­mark­tung des Medi­zin­tech­nik-Clu­sters zu steu­ern. Kon­kret über­nimmt der Medi­cal Val­ley EMN e. V. zen­tra­le Clu­ster­auf­ga­ben und steht mit umfas­sen­den Bera­tungs­dienst­lei­stun­gen zur Sei­te. So orga­ni­siert der Medi­cal Val­ley EMN e. V. unter ande­rem den Wis­sens­aus­tausch inner­halb des Netz­wer­kes, ver­mark­tet den Clu­ster natio­nal und inter­na­tio­nal, bie­tet Fort­bil­dungs­maß­nah­men an oder berät bei Unter­neh­mens­grün­dun­gen, Mar­ke­ting- und Ver­triebs­maß­nah­men sowie inter­na­tio­na­len Akti­vi­tä­ten. Im Medi­cal Val­ley EMN e. V. sind über 140 Mit­glie­der aus Poli­tik, Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Gesund­heits­ver­sor­gung zusam­men­ge­schlos­sen. Gemein­sam ver­fol­gen sie das Ziel, die Euro­päi­sche Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg zu einer Modell­re­gi­on für eine opti­ma­le Gesund­heits­ver­sor­gung zu machen.

Das Medi­cal Val­ley EMN wird unter­stützt von der Sie­mens AG, der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen- Nürn­berg, der Stadt Erlan­gen und dem Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlangen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie im Inter­net unter: www​.medi​cal​-val​ley​-emn​.de