„Sperr­stun­de abschaf­fen – Raum für Kul­tur bieten“

Stel­lung­nah­me des Stu­den­ti­schen Kon­vents der Uni­ver­si­tät Bamberg

Wir Stu­die­ren­de bekla­gen den Restrik­ti­ons­wahn der Stadt Bam­berg, der in den ver­gan­ge­nen Wochen dazu geführt hat, dass das tra­di­ti­ons­rei­che uni.fest der Uni­ver­si­tät Bam­berg abge­sagt wer­den muss­te und das Som­mer­fest der Fakul­tät Gei­stes- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten wegen schar­fer Auf­la­gen nur mit größ­ter Mühe gestemmt wer-den konn­te. Es ist nur eines der Opfer der Poli­tik des Ord­nungs­amts in den ver­gan­ge­nen Mona­ten. Sie stellt eine mas­si­ve Ein­schrän­kung des kul­tu­rel­len Lebens unter ande­rem der Stu­die­ren­den dar. Stu­die­ren­de sind gleich­be­rech­tig­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Stadt und des­halb darf ihnen die Mög­lich­keit, sich gesell­schaft­lich und kul­tu­rell aus­zu­le­ben, nicht genom­men wer­den. Zahl­rei­che ehren­amt­li­che Initia­ti­ven und Hoch­schul­grup­pen kön­nen ihre Arbeit ledig­lich durch Abend­ver­an­stal­tun­gen finan­zie­ren. Die­se Ver­an­stal­tun­gen tra­gen nicht nur aktiv zum kul­tu­rel­len Leben der Stu­die­ren­den bei, son­dern berei­chern das gesam­te gesell­schaft­li­che Leben Bam­bergs. War schon die ursprüng­li­che Rege­lung zur Sperr­zeit, die vor zwei Jah­ren im Stadt­rat ver­ab­schie­det wur­de, ein tie­fer Ein­schnitt, so stel­len die stän­dig dra­sti­scher wer­den­den Auf­la­gen des Ord­nungs­am­tes eine essen­ti­el­le Bedro­hung für die frei­wil­li­ge Arbeit vie­ler Initia­ti­ven dar.

Durch­aus ist der Stand­punkt der Befür­wor­te­rin­nen und Befür­wor­ter der Sperr­stun­de in Bam­berg nach­voll­zieh­bar, wenn sie auf ihr Recht auf eine Nacht­ru­he bestehen. Aber den­noch muss über­legt wer­den, ob die Sperr­zeit­ver­ord­nung und die Ver­schär­fung der Auf­la­gen die rich­ti­gen Instru­men­te sind, um mit Ruhe­stö­run­gen umzu­ge­hen. Bei der der­zei­ti­gen Ord­nung ist die zu beob­ach­ten­de Kon­se­quenz, dass immer mehr Men­schen (nicht nur Stu­die­ren­de!) sich auf Pri­vat­par­tys bzw. sog. „After­hour-Par­tys“ sam­meln. Zuneh­mend wird auch auf der Stra­ße, am Fluss, am Kanal oder auf den Brücken wei­ter­ge­fei­ert. Hin­zu kommt, dass sich die Knei­pen und Clubs in der Innen­stadt nicht kon­ti­nu­ier­lich über die Nacht lee­ren, son­dern geballt an genau einem Zeit­punkt, was erheb­lich mehr Lärm ver­ur­sacht. Die Poli­zei­sta­ti­stik bestä­tigt die­se Kon­se­quen­zen: Seit der Ein­füh­rung der Sperr­zeit­ver­ord­nung sind weder die Beschwer­den, noch die Zahl der Ein­satz­stun­den der Poli­zei zurück­ge­gan­gen – ganz im Gegen­teil: Sie sind gestiegen.

Den­noch behaup­ten vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, dass die Sperr­zeit­ver­ord­nung und die Auf­la­gen für Ver­an­stal­te­rin­nen und Ver­an­stal­ter noch wei­ter ver­schärft werden
müss­ten und schie­ben die Schuld für nega­ti­ve Vor­fäl­le allein den Stu­die­ren­den zu. Des­halb for­dern wir, der stu­den­ti­sche Kon­vent der Uni­ver­si­tät Bamberg:

  1. Stu­die­ren­de müs­sen end­lich als gleich­be­rech­tig­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Stadt Bam­berg aner­kannt wer­den. Die Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rin­nen und Kom­mu­nal­po­li­ti­ker ver­ges­sen lei­der all­zu oft, dass sie auch die demo­kra­tisch gewähl­ten Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Stu­die­ren­den sind.
  2. Die pau­scha­len Unter­stel­lun­gen gegen­über den Stu­die­ren­den bezüg­lich nega­ti­ver Vor­fäl­le müs­sen sofort ein­ge­stellt werden.
  3. Es muss ein klar nach­voll­zieh­ba­rer Rah­men für die Geneh­mi­gung von Ver­an­stal­tun­gen geschaf­fen wer­den. Die schein­bar will­kür­li­che Poli­tik des Ord­nungs­amts muss end­lich ein Ende haben.
  4. Stu­die­ren­de müs­sen bei der Lösung sol­cher Pro­ble­me aktiv mit ein­ge­bun­den wer­den. Es darf nicht sein, dass es im Nach­hin­ein heißt, wir hät­ten einen Beschluss mit­ge­tra­gen, obwohl wir bei des­sen Ent­ste­hung nur ange­hört, aber nicht berück­sich­tigt wurden.
  5. Die all­ge­mei­ne Sperr­stun­de muss abge­schafft wer­den. Gemein­sam müs­sen ver­nünf­ti­ge und effek­ti­ve Kon­zep­te aus­ge­ar­bei­tet wer­den, um ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben in der Innen­stadt und in ganz Bam­berg zu ermöglichen.

Der Stu­den­ti­sche Konvent