„Art as an Argu­ment“: Bri­an O’Doh­erty im Kunst­mu­se­um Bayreuth

Aus­stel­lung vom 3.7. bis 13.10.2013

Eröff­nung am Mitt­woch um 10 Uhr mit einem öffent­li­chen Sym­po­si­um, an dem neben Bri­an O’Doh­erty Prof. Eugen Gom­rin­ger und Sam Hop­kins aus Kenya (der­zeit Artist in Resi­dence im IWA­LE­WA-Haus) teil­neh­men werden.
 
Um 18 Uhr zur eigent­li­chen Aus­stel­lungs­er­öff­nung spre­chen Ober­bür­ger­mei­ste­rin Bri­git­te Merk-Erbe, Prof. Dr. Helen Koriath (Uni­ver­si­tät Osna­brück) und Chri­sti­na Ken­ne­dy (Irish Muse­um of Modern Art, Dub­lin). Im Anschluss wird es eine Chess-Per­for­mance des Künst­lers auf dem eigens dafür ein­ge­rich­te­ten „Vowel Grid“ geben.

Die Zeit der Aus­stel­lun­gen, die als Gesamt­kunst­werk kon­zi­piert waren, scheint vor­bei. In den letz­ten Jah­ren haben sie sich immer mehr zu Frei­zeit-Events ent­wickelt, die von „Ver­an­stal­tern“ markt­ge­recht „gema­nagt“ wer­den, um immer mehr „Kun­den“ zu gene­rie­ren, die an „High­lights“ vor­bei­fla­nie­rend viel­leicht „dabei gewe­sen“ sein mögen, aber kaum die Chan­ce haben, sich mit dem was sie sehen auseinanderzusetzen.

“In tho­se hal­cy­on days in New York, every work was an argu­ment; every idea had to be defen­ded,” schreibt der Arzt, Samm­ler, Kunst­kri­ti­ker und Künst­ler Bri­an O’Doherty im Kata­log die­ser Aus­stel­lung. Kunst ist für ihn zugleich Argu­ment und Streit­punkt – auf jeden Fall immer Kern der Auseinandersetzung.

Das unge­wöhn­li­che Kunst­kon­zept von Bri­an O’Doherty spie­gelt sich wie­der in einer sehr per­sön­lich gepräg­ten Samm­lung ame­ri­ka­ni­scher Kon­zept- und Mini­mal-Kunst der sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­re, die er zusam­men mit sei­ner Frau, der Kunst­hi­sto­ri­ke­rin Bar­ba­ra Novak, anlegte.

Aus die­ser Samm­lung „Post-War Ame­ri­can Art“ gab das Ehe­paar 2010 ein gro­ßes Kon­vo­lut an das Irish Muse­um of Modern Art in Dub­lin, aus der im Kunst­mu­se­um Bay­reuth eine lei­se und doch auf­re­gen­de Aus­stel­lung mit Arbei­ten u. a. von Joseph Cor­nell, Chri­sto, John Coplans, Mar­cel Duch­amp, Mor­ton Feld­man, Dan Gra­ham, Edward Hop­per, Peter Hut­chin­son, Jas­per Johns, Les Levi­ne, Sol LeWitt, Robert Rau­schen­berg, James Rosen­quist, Ed Ruscha, Geor­ge Segal oder Ruth Voll­mer – und natür­lich Bri­an O’Doherty – gezeigt wird.

1928 gebo­ren, hat­te der Medi­zin­stu­dent Bri­an O’Doherty 1957 Irland ver­las­sen, das er als düster und been­gend emp­fand, um in Har­vard sei­ne Stu­di­en zu ver­voll­stän­di­gen. Bereits in Irland war er auch künst­le­risch tätig gewe­sen, bald jedoch ver­schrieb er sich immer mehr der Kunst. Mit sei­nen Inter­views, Fil­men und Essays („Insi­de the white Cube“, „Ame­ri­can Masters – The Voice and the Myth“) schrieb er Kunst­ge­schich­te, als Künst­ler nahm er ver­schie­de­ne Per­so­nae mit unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven an, mit denen er „with a ton­gue in his cheek“ Wahr­neh­mungs­struk­tu­ren the­ma­ti­sier­te und ironisierte.

In O’Dohertys Werk ver­bin­den sich Instal­la­tio­nen, Insze­nie­run­gen und „Imper­so­na­tio­nen“. Beein­flusst wur­de er u. a. durch Mar­cel Duch­amp, den er 1958 in New York ken­nen lern­te und mit dem er bis zu des­sen Tod befreun­det war. Bahn­bre­chen­de Arbei­ten der Zeit zwi­schen Mini­mal und Kon­zept-Kunst wie „Por­trait of Mar­cel Duch­amp, 1966–67“ sind in der Aus­stel­lung vertreten.

O’Dohertys Werk ist eng mit sei­ner Hei­mat Irland ver­bun­den, so sehr, dass er 1972, nach dem Blut­sonn­tag in Der­ry die Per­so­na „Patrick Ire­land“ annahm, und vie­le Jah­re sei­ne Wer­ke nur unter die­sem Namen signier­te, bis er sie 2008 in Dub­lin im Rah­men eines Hap­pe­nings zu Gra­be trug.

Neben Wer­ken aus der Samm­lung Novak/​O’Doherty im IMMA, Dub­lin wer­den wei­te­re Arbei­ten von der Gale­rie Tho­mas Fischer, Ber­lin, der Hugh Lane Gal­lery in Dub­lin und aus New York zu sehen sein. Dazu wird Bri­an O’Doherty hier per­sön­lich ein „Rope Dra­wing“ und ein „Vowel Grid“ realisieren

Die­se Aus­stel­lung regt dazu an, den ganz per­sön­li­chen Erfah­run­gen von Bri­an O’Doherty und Bar­ba­ra Novak mit den Künst­lern der Zeit von Edward Hop­per und Mar­cel Duch­amp bis zu Mor­ton Feld­mann, Chri­sto und Roy Lich­ten­stein im New York der sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­re nachzuspüren.