Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Wie unter­schied­li­che Zeit­zo­nen den Waren­ver­kehr behindern

Symbolbild Bildung

Neue wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­che Studie

Nicht allein gro­ße Ent­fer­nun­gen und zwi­schen­staat­li­che Gren­zen, son­dern auch unter­schied­li­che Zeit­zo­nen wir­ken sich nach­tei­lig auf Han­dels­be­zie­hun­gen aus. Zu die­sem Ergeb­nis kom­men Prof. Dr. Mario Larch, der an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth den Lehr­stuhl für Empi­ri­sche Wirt­schafts­for­schung lei­tet, und sein Kol­le­ge Prof. Dr. Peter Egger von der ETH Zürich in einer neu­en Stu­die. Am Bei­spiel bila­te­ra­ler Han­dels­be­zie­hun­gen inner­halb Nord­ame­ri­kas haben die bei­den Öko­no­men erst­mals die Fol­gen unter­schied­li­cher Zeit­zo­nen für den Waren­ver­kehr umfas­send ana­ly­siert. In den „Eco­no­mics Let­ters“ berich­ten sie über ihre Ergebnisse.

Die Bun­des­staa­ten der USA und die Pro­vin­zen Kana­das ver­tei­len sich auf zahl­rei­che Zeit­zo­nen vom Pazi­fik bis zum Atlan­tik. Wel­chen Ein­fluss haben die­se Zeit­un­ter­schie­de auf den Waren­ver­kehr inner­halb Nord­ame­ri­kas? Um die Aus­wir­kun­gen zu berech­nen, haben Prof. Larch und Prof. Egger „Paa­re“ gebil­det, die ent­we­der aus zwei ver­schie­de­nen US-Bun­des­staa­ten, aus zwei ver­schie­de­nen kana­di­schen Pro­vin­zen oder aus einem US-Bun­des­staat und einer kana­di­schen Pro­vinz bestehen. Der Zeit­un­ter­schied zwi­schen die­sen Part­nern beträgt, wenn sämt­li­che Kom­bi­na­tio­nen berück­sich­tigt wer­den, im Durch­schnitt 1,4 Stunden.

In Bezug auf alle „Paa­re“ wur­de prä­zi­se berech­net, wie der wech­sel­sei­ti­ge Waren­ver­kehr zwi­schen den Part­nern flo­rie­ren wür­de, falls es kei­nen Zeit­un­ter­schied gäbe. Das zen­tra­le Ergeb­nis der Stu­die lau­tet: Infol­ge des Zeit­un­ter­schieds wird der Waren­ver­kehr im Durch­schnitt um 10 Pro­zent ver­rin­gert. Im ein­zel­nen zei­gen sich dabei deut­li­che Unter­schie­de: Wenn einer der bei­den Han­dels­part­ner an der Atlan­tik- oder Pazi­fik­kü­ste liegt, wie bei­spiels­wei­se Maine, Kali­for­ni­en, Bri­tish Colum­bia oder Nova Sco­tia, der ande­re Part­ner sich jedoch mit­ten auf dem Kon­ti­nent befin­det, wird der bila­te­ra­le Waren­ver­kehr durch ver­schie­de­ne Zeit­zo­nen beson­ders stark behindert.

„Die Stu­die belegt, dass die durch Zeit­zo­nen-Unter­schie­de beding­ten Kosten nicht zu unter­schät­zen sind“, erklärt Prof. Larch und fährt fort: „Man muss dabei berück­sich­ti­gen, dass die kul­tu­rel­len, wirt­schaft­li­chen, poli­ti­schen und geo­gra­phi­schen Rah­men­be­din­gun­gen für den Han­del auf dem nord­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent ver­gleichs­wei­se ein­heit­lich sind. Die Bun­des­staa­ten der USA und die Pro­vin­zen Kana­das unter­schei­den sich ins­ge­samt weni­ger stark von­ein­an­der als bei­spiels­wei­se die Staa­ten Euro­pas – jeden­falls dann, wenn man den gesam­ten Wirt­schafts­raum von Por­tu­gal bis Russ­land in Betracht zieht. Des­halb wäre es ein inter­es­san­tes Pro­jekt, die Fol­gen unter­schied­li­cher Zeit­zo­nen für den inner­eu­ro­päi­schen Han­del zu ermit­teln. Mög­li­cher­wei­se schla­gen die Nach­tei­le hier noch stär­ker zu Buche als in Nordamerika.“

Ver­öf­fent­li­chung:

Peter H. Egger and Mario Larch
Time zone dif­fe­ren­ces as trade barriers,
In: Eco­no­mic Let­ters 119 (2013), pp. 172 – 175