Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Prof. Bra­ham erhält Euro­päi­schen Wis­sen­schafts­preis für exzel­len­te Lehre

Symbolbild Bildung

Ehren­vol­le Aus­zeich­nung für Prof. Dr. Matthew Bra­ham, Pro­fes­sor für Poli­ti­sche Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Die Cen­tral Euro­pean Uni­ver­si­ty (CEU) in Buda­pest hat ihm den dies­jäh­ri­gen „Euro­pean Award for Excel­lence in Tea­ching in the Social Sci­en­ces and Huma­ni­ties“ ver­lie­hen. Die Aus­zeich­nung wird seit 2011 jähr­lich von der CEU ver­ge­ben und ist der bis­her ein­zi­ge gesamt­eu­ro­päi­sche Wis­sen­schafts­preis, mit dem her­aus­ra­gen­de Lei­stun­gen in der Leh­re auf dem Gebiet der Gei­stes- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten gewür­digt wer­den. Den Voritz der Jury hat die renom­mier­te Erzie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin Prof. Patri­cia Alb­jerg Gra­ham, die frü­he­re Deka­nin der Har­vard Gra­dua­te School of Edu­ca­ti­on. Im Sep­tem­ber, anläss­lich der Eröff­nung des Stu­di­en­jahrs 2013/2014, wird Prof. Bra­ham den Preis an der CEU in Buda­pest entgegennehmen.

Ermu­ti­gung zum Selbst­den­ken: Phi­lo­so­phy & Economics

Seit er im Jahr 2010 auf den neu ein­ge­rich­te­ten Lehr­stuhl für Poli­ti­sche Phi­lo­so­phie beru­fen wur­de, hat Prof. Bra­ham den Bache­lor- und Master­stu­di­en­gang „Phi­lo­so­phy & Eco­no­mics“ an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wesent­lich mit­ge­prägt. „Habe Mut, dich dei­nes eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen!“ – die­se mehr als 200 Jah­re alte For­de­rung des Auf­klä­rers Imma­nu­el Kant hält er für zeit­los gül­tig. In Vor­le­sun­gen und Semi­na­ren zur Ethik und zur Poli­ti­schen Phi­lo­so­phie will er die Stu­die­ren­den anlei­ten, sich selb­stän­dig und in ana­ly­tisch reflek­tier­ter Wei­se mit grund­le­gen­den Fra­gen zu befas­sen, die das Leben jedes Ein­zel­nen wie auch die Gesell­schaft ins­ge­samt betref­fen. Mit logi­scher Prä­zi­si­on und dem nöti­gen Erfah­rungs­wis­sen grö­ße­re Klar­heit dar­über zu gewin­nen, was es bei­spiels­wei­se heißt, „frei“ zu sein oder ein „gutes Leben“ zu füh­ren: Die­se ana­ly­ti­sche Fähig­keit ist für den Bay­reu­ther Phi­lo­so­phie­leh­rer alle­mal wert­vol­ler als die unkri­ti­sche Begei­ste­rung für über­lie­fer­te Denkgebäude.

„Gemein­sam mit mei­nen Bay­reu­ther Kol­le­gen geht es mir dar­um, dass die Stu­die­ren­den eige­ne Lebens­er­fah­run­gen und wis­sen­schaft­li­che Theo­rien zuein­an­der in Bezie­hung set­zen kön­nen“, erklärt Prof. Bra­ham. „Dabei kommt es immer auch dar­auf an, grö­ße­re sozia­le Zusam­men­hän­ge mit­zu­be­den­ken – nicht zuletzt im Hin­blick auf demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren und Pro­zes­se. Uni­ver­si­tä­ten sind nicht dazu da, schein­bar fer­ti­ge Wis­sens­be­stän­de abseits gesell­schaft­li­cher Ent­wick­lun­gen zu verwalten.“

Die­ses Selbst­ver­ständ­nis prägt nicht nur die Lehr­tä­tig­keit des Bay­reu­ther Preis­trä­gers, es fügt sich auch naht­los in das Pro­fil des Stu­di­en­gangs „Phi­lo­so­phy & Eco­no­mics“ ein. Das anspruchs­vol­le, in Deutsch­land bis­her ein­zig­ar­ti­ge Stu­di­en­an­ge­bot will die Stu­die­ren­den dazu befä­hi­gen, schwie­ri­ge Ent­schei­dungs­pro­ble­me in Wirt­schaft, Poli­tik und Gesell­schaft mit ana­ly­ti­scher Grund­sätz­lich­keit anzu­ge­hen. Des­halb führt es Logik, Ent­schei­dungs­theo­rie und Ethik mit kon­kre­ten Pro­blem­stel­lun­gen in den Wirt­schafts- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten zusam­men. Den Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten öff­net sich so ein brei­tes Spek­trum von Berufs­fel­dern, in denen genau die­se Ver­bin­dung von ana­ly­ti­schen Fähig­kei­ten und öko­no­mi­schem Fach­wis­sen gefragt ist.

Per­sön­lich­keits­bil­dung und kri­ti­sche Wis­sen­schaft: Dew­ey und Pop­per als Vorbilder

„Füh­rungs­kräf­te, die ihrer gesell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung gerecht wer­den wol­len, benö­ti­gen dafür intel­lek­tu­el­le Bil­dung, mora­li­sche Urteils­kraft und einen Fun­dus an eige­nen, kri­tisch reflek­tier­ten Erfah­run­gen“, meint Prof. Bra­ham. „Gera­de in den Gei­stes- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten soll­ten die Uni­ver­si­tä­ten daher einen stär­ke­ren Akzent auf die Leh­re legen, damit das Stu­di­um auch einen Bei­trag zur Per­sön­lich­keits­bil­dung leistet.“

Gibt es Vor­bil­der, die den Bay­reu­ther Wis­sen­schaft­ler in sei­ner bis­he­ri­gen Lauf­bahn beson­ders beein­flusst haben? Er bejaht die­se Fra­ge mit Nach­druck – und ver­weist auf die phi­lo­so­phi­schen Schrif­ten von Karl Pop­per sowie auf die „Phi­lo­so­phy of Edu­ca­ti­on“ des U.S.-amerikanischen Phi­lo­so­phen John Dew­ey. Die­ser habe Bil­dung als einen span­nungs­rei­chen intel­lek­tu­el­len Ent­wick­lungs­pro­zess auf­ge­fasst, der von ver­gan­ge­nen Erfah­run­gen geprägt und auf neue Erfah­run­gen hin aus­ge­rich­tet sei. Stu­die­ren­de und Leh­ren­de soll­ten ein Uni­ver­si­täts­stu­di­um in die­sem Sin­ne als einen ste­ti­gen Erfah­rungs­fort­schritt erleben.

Wenn der Fun­ke über­springt: Begei­ste­rung für logisch prä­zi­ses Argumentieren

Die gro­ße Wert­schät­zung, die Prof. Bra­ham von den Bay­reu­ther Stu­die­ren­den ent­ge­gen­ge­bracht wird, spie­gelt sich auch in der Vor­ge­schich­te der Preis­ver­ga­be. Dr. Juli­an Fink, einer der ersten Bache­lor-Absol­ven­ten des Stu­di­en­gangs „Phi­lo­so­phy & Eco­no­mics“, hat­te Prof. Bra­ham für den „Euro­pean Award for Excel­lence in Tea­ching in the Social Sci­en­ces and Huma­ni­ties“ vor­ge­schla­gen. In einem sehr umfang­rei­chen, zwei­stu­fi­gen Nomi­nie­rungs­ver­fah­ren konn­te er die Jury an der Cen­tral Euro­pean Uni­ver­si­ty (CEU) in Buda­pest überzeugen.

Nach einem Master- und Pro­mo­ti­ons­stu­di­um an der Uni­ver­si­tät Oxford und anschlie­ßen­den For­schungs- und Lehr­auf­ent­hal­ten an den Uni­ver­si­tä­ten Oslo, Upp­sa­la und Wien ist Dr. Fink als Adam-Smith-Gast­pro­fes­sor im Stu­di­en­jahr 2012/13 an die Uni­ver­si­tät Bay­reuth zurück­ge­kehrt. „Es beein­druckt mich sehr, wie es Matthew Bra­ham gelingt, die Bay­reu­ther Stu­die­ren­den für logisch prä­zi­ses Argu­men­tie­ren und kri­ti­sches Den­ken zu begei­stern“, berich­tet Dr. Fink. „Für ein anspruchs­vol­les Stu­di­en­pro­gramm wie ‚Phi­lo­so­phy & Eco­no­mics’ kann ich mir kei­nen geeig­ne­te­ren wis­sen­schaft­li­chen, aber auch kei­nen enthu­sia­sti­sche­ren Leh­rer vorstellen.“

Zur Per­son:

Matthew Bra­ham wur­de 1967 gebo­ren und wuchs in Mon­tré­al (Kana­da) und in Devon (Eng­land) auf. Schon als Jugend­li­cher erhielt er im Eltern­haus viel­fäl­ti­ge künst­le­ri­sche und intel­lek­tu­el­le Anre­gun­gen: Sein Vater, ein gebür­ti­ger Eng­län­der, arbei­te­te als Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie und Päd­ago­gik in Mon­tré­al, wäh­rend sei­ne aus Deutsch­land stam­men­de Mut­ter als Künst­le­rin tätig war. Am Uni­ver­si­ty Col­lege Lon­don absol­vier­te Bra­ham zunächst einen Bache­lor-Stu­di­en­gang in Human Sci­en­ces (1990); es folg­ten ein Master­stu­di­um in Wirt­schafts- und Sozi­alg­schich­te an der Uni­ver­si­tät Oxford (1996), die Pro­mo­ti­on an der Uni­ver­si­tät Ham­burg (2004) und eine Adam-Smith-Gast­pro­fes­sur an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth (2004/2005). Wei­te­re Sta­tio­nen sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Lauf­bahn waren das Arnold-Berg­strae­sser-Insti­tut für kul­tur­wis­sen­schaft­li­che For­schung an der Uni­ver­si­tät Frei­burg (1991 bis 1993) sowie die Fakul­tät für Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Gro­nin­gen (2007 bis 2010). In den Jah­ren 1993 bis 2000 arbei­te­te Matthew Bra­ham als for­schungs­po­li­ti­scher Bera­ter für die Ver­ein­ten Natio­nen und die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on. Seit dem Win­ter­se­me­ster 2010/2011 hat er den Lehr­stuhl für Poli­ti­sche Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth inne.