Auch in Ober­fran­ken: Meckern für den Moorschutz

Die Lebens­räu­me der Bekas­si­ne ver­schwin­den durch Ent­wäs­se­rung und inten­si­ve Nut­zung von Moo­ren – auch ein Klima-Problem

Mit dem Früh­ling kehrt auch der Vogel des Jah­res wie­der zurück nach Bay­ern. Für die Bekas­si­ne ist nun an der Zeit mit dem Brut­ge­schäft zu begin­nen, doch vie­ler­orts hat sie es sehr schwer, einen geeig­ne­ten Brut­platz zu fin­den. Als Moor­vo­gel ist sie auf gut struk­tu­rier­te Feucht­ge­bie­te ange­wie­sen, dass wir jedoch immer mehr Moo­re und Feucht­grün­land ver­lie­ren oder inten­siv bewirt­schaf­ten, bringt die Bekas­si­ne in Bedräng­nis. Der Lan­des­bund für Vogel­schutz in Bay­ern (LBV) ver­sucht des­halb mit geziel­ten Maß­nah­men Lebens­räu­me für den bedroh­ten Vogel zu schaf­fen und zu erhalten.

Auf 90% des Grün­lan­des in Deutsch­land wird inten­siv gewirt­schaf­tet. Hier sind die Lebens­raum­be­din­gun­gen für die Bekas­si­ne denk­bar schlecht. Ins­be­son­de­re die Ent­wäs­se­rung feuch­ter Moor­stand­or­te ist ein gro­ßes Pro­blem, denn hier wird der Was­ser­stand vie­ler­orts künst­lich gesenkt, um die­se Berei­che noch inten­si­ver bewirt­schaf­ten zu kön­nen. Dadurch geht nicht nur die Sto­cher-Fähig­keit der Böden und damit die Nah­rungs­ver­füg­bar­keit ver­lo­ren. Ent­wäs­ser­te und inten­siv bewirt­schaf­te­te Moo­re wei­sen auch nicht mehr die struk­tur­rei­che Vege­ta­ti­on auf, die die Bekas­si­ne für das Ver­stecken ihrer Nester und die Nah­rungs­su­che benö­tigt. Wird hier trotz­dem ein Brut­ver­such unter­nom­men, fällt das Gele­ge dem Trak­tor oder Mäh­werk zum Opfer, da die Mahd­ter­mi­ne für die Bekas­si­ne oft zu früh ange­setzt sind.

Der Anteil ent­wäs­ser­ter und „toter“ Moo­re in Deutsch­land wird von Fach­leu­ten auf 95 Pro­zent der noch vor weni­gen Jahr­hun­der­ten bestehen­den Flä­chen geschätzt. Die Lebens­ge­mein­schaf­ten im Moor sind sen­si­bel. Ändert sich der hydro­lo­gi­sche Zu-stand, also die Art der Was­ser­ver­sor­gung, kann das Öko­sy­stem inner­halb weni­ger Jah­re zusam­men­bre­chen. Dadurch geht eine gro­ße Arten­viel­falt ver­lo­ren und zudem haben Ent­wäs­se­run­gen auch dra­ma­ti­sche Aus­wir­kun­gen auf den Kli­ma­wan­del, da so das kli­ma­schäd­li­che Koh­len­di­oxid (CO2) in die Atmo­sphä­re gelangt. Denn Moo­re sind wich­ti­ge CO2-Spei­cher: dop­pelt so viel CO2 wie in allen Wäl­dern welt­weit wur­den in Moo­ren im Lau­fe vie­ler tau­send Jah­re fest­ge­legt. Durch die Ent­wäs­se­rung von Moo­ren ent­wei­chen in kur­zer Zeit gro­ße Men­gen kli­ma­schäd­li­cher Gase, was den Treib­haus­ef­fekt verstärkt.

Der LBV setzt sich daher auch für die Siche­rung von Feucht­ge­bie­ten ein: mehr als 1/3 aller Flä­chen im LBV-Besitz sind Feucht­ge­bie­te, davon ca. 400 Hekt­ar Moor­flä­chen. Vie­le die­ser Flä­chen sind auch Lebens­raum für die Bekas­si­ne, wie z.B. im Haar‑, Amper- und Mur­nau­er Moos in Ober­bay­ern, im Wiesmet in Mit­tel­fran­ken oder im schwä­bi­schen Donaumoos.

Eine der wich­tig­sten Maß­nah­men, um der Bekas­si­ne ihren Lebens­raum zu erhal­ten oder zurück­zu­ge­ben und gleich­zei­tig unser Kli­ma zu schüt­zen, ist die Rena­tu­rie­rung und Wie­der­vern­äs­sung von Moo­ren und Feucht­ge­bie­ten. Dies ist oft nur dort mög­lich, wo sich die Flä­chen in Natur­schutz­hand befin­den. Dabei sind vor allem für die Neu­re­gu­lie­rung des Was­ser­haus­hal­tes grö­ße­re zusam­men­hän­gen­de Berei­che not­wen­dig, um Kon­flik­te mit angren­zen­den Nut­zern zu ver­mei­den. Es ist daher Auf­ga­be der Natur­schutz­ver­bän­de und Stif­tun­gen, wich­ti­ge Brut- und Rast­ge­bie­te der Bekas­si­ne durch Flä­chen­an­käu­fe zu sichern und einen wirk­sa­men Schutz­sta­tus für die­se Gebie­te zu fordern.

Allein mit der Unter­schutz­stel­lung geeig­ne­ter Lebens­räu­me ist es jedoch nicht getan. So wer­den auf den durch Ankauf gesi­cher­ten Flä­chen zer­stör­te Moo­re rena­tu­riert, wir legen Flach­was­ser­tüm­pel und Feucht­wie­sen an, dich­ten Drai­na­gen ab und sor­gen durch einen spä­ten Mahdzeit­punkt dafür, dass die Bekas­si­ne erfolg­reich brü­ten kann. Denn nur durch ein dau­er­haf­tes Manage­ment, das eine ange­pass­te Pfle­ge bzw. die exten­si­ve Bewirt­schaf­tung regelt, blei­ben die Flä­chen auch lang­fri­stig als Lebens­raum für die Bekas­si­ne erhalten.

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