Vortrag im Fränkische Schweiz-Museum: „Vom Pfarrgarten zur Streuobstwiese“
„Pomologen im Ornat – Vom Pfarrgarten zur Streuobstwiese“ ist ein Vortrag betitelt, der am Mittwoch, dem 17.4.2013 um 19:30 Uhr anlässlich der derzeitigen Ausstellung „Obstanbau in der Fränkischen Schweiz“ im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld angeboten wird. „Pomologie“ ist die Lehre von den Obstarten und ‑sorten. Sie umfasst deren Bestimmung, Beschreibung, Empfehlung und Erhaltung. Über Jahrhunderte lag sie in den Händen von Geistlichen. Deren Amtstracht heißt „Ornat“. Im Titel steht dieser Begriff deshalb als Symbol für den geistlichen Stand.
Die Fränkische Schweiz ist heute das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Mitteleuropas. Alljährlich zieht die Obstblüte Ausflügler in die Region. Nicht nur die Früchte, auch die Schnäpse der Brennereien finden ihre Liebhaber. Die Obstanbau in der Fränkischen Schweiz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Schon Benedikt von Nursia empfahl im 6. Jahrhundert den Anbau von Äpfeln. Bereits vor 900 Jahren kultivierten Benediktiner im Kloster Weißenohe Obstsorten. Im Mittelalter verfassten viele Mönche sog. Pelzbücher. In ihnen schilderten sie Schnitt- und Veredelungstechniken und gaben Hinweise für die Lagerung und Verwertung der Früchte. Geistliche sorgten seit dem späten 18. Jahrhundert durch Kurse, Fachliteratur, Mustergärten und kostenlose Abgabe von Edelreisern für die Verbesserung des Obstanbaus. So förderte der als Dekan in Kirchehrenbach wirkende Franz Sales Werner Karg von Bebenburg förderte den bis heute blühenden Kirschenanbau der Fränkischen Schweiz. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal führte die „Industriegärten“ (lat. industria = Fleiß) im gesamten Bistum ein. Sie dienten der Unterweisung von Buben und Mädchen in der Garten- und Obstbaumpflege. Vor mehr als 200 Jahren setzten die Kirchen Geistliche planmäßig auch als Vorzeigelandwirte, Obstbauern und Bienenzüchter ein; als Respektspersonen waren sie schließlich Vorbilder. Das Bamberger Priesterseminar unterhielt ein landwirtschaftliches Gut für die praktische Ausbildung. Dort fand die praktische Ausbildung statt. Jeder Theologiestudent musste entsprechende Lehrveranstaltungen besuchen.
Als der Königliche Landwirtschaftslehrer Josef Kindshoven (1873–1951) im Jahre 1901 nach Bamberg kam und von hier aus als Wanderlehrer für Obst-und Gartenbau in Oberfranken unterwegs war, konnte er somit an eine alte Tradition anknüpfen, der wir bis heute in Oberfranken begegnen.
In ihrem Vortrag spürt Frau Professor Dr. Heidrun Alzheimer den Einflüssen der Geistlichkeit auf der Obstanbau der Fränkischen Schweiz nach. Sie stellt hierbei Text und Bildquellen vor und gibt so interessante Einblicke in die Geschichte dieses für die Region bis heute so bedeutenden Wirtschaftszweiges.
Der Vortrag findet um 19:30 Uhr im Pfarrheim in Tüchersfeld statt. Als Unkostenbeitrag werden 2,50 € erhoben.
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