MdB Eli­sa­beth Schar­fen­berg: „Rohr­kre­pie­rer Familienpflegezeit“

Anläss­lich der Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf die Klei­ne Anfra­ge von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen zum Stand der Umset­zung des Fami­li­en­pfle­ge­zeit­ge­set­zes (Bt. Drs. 17/12166), erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, Spre­che­rin für Pfle­ge­po­li­tik und Alten­po­li­tik der Bun­des­tags­frak­ti­on von Bünd­nis 90/ Die Grünen:

Die Fami­li­en­pfle­ge­zeit ist der Mega-Flop der Fami­li­en­mi­ni­ste­rin Schrö­der. Sie hat sich zur Ret­te­rin der pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen auf­ge­schwun­gen und ist gna­den­los geschei­tert. Wir Grü­ne haben schon nach Bekannt­wer­den der Vor­stel­lun­gen zur Fami­li­en­pfle­ge­zeit auf die Schwä­chen des Modells auf­merk­sam gemacht – genutzt hat es wenig.

Gera­de ein­mal 137 Anträ­ge gin­gen nach Aus­sa­ge des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­ni­ste­ri­ums im Jahr 2012 beim dafür zustän­di­gen Bun­des­amt für Fami­lie und zivil­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­ben ein, bewil­ligt wur­den 108. Kri­sti­na Schrö­der hat­te mit 44.000 Arbeit­neh­me­rin­nen jähr­lich gerech­net. Rech­net man die Fami­li­en­pfle­ge­zeit auf die Pfle­ge­be­dürf­ti­gen hoch (die Zahl pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger kann nur immer geschätzt wer­den), dann pro­fi­tie­ren 0,008% von der­zeit 1,76 Mio. Men­schen, die zuhau­se von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen ver­sorgt wer­den, von der Familienpflegezeit.

Da kann man wenig schön­re­den. Ein­sich­tig zeigt sich die Bun­des­re­gie­rung den­noch nicht. Statt ein­zu­ge­ste­hen, dass das Modell nichts taugt, ver­weist sie auf mög­li­che wei­te­re pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge, die die Fami­li­en­pfle­ge­zeit in Anspruch neh­men aber nicht in der Sta­ti­stik auf­tau­chen. Und sie glaubt, dass mit der Zeit die Akzep­tanz wach­se – auch bei den Unter­neh­men. Tat­sa­che ist: Gera­de ein­mal 58 zins­lo­se Dar­le­hen wur­den von Unter­neh­men ange­fragt und genehmigt.

Das ist Augen­wi­sche­rei. Wir brau­chen auch kei­ne Eva­lua­ti­on der Maß­nah­me, deren Ergeb­nis­se erst nach der Wahl vor­lie­gen. Wir brau­chen jetzt eine Ent­la­stungs­of­fen­si­ve für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge. Wir schul­den es den pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen, dass nicht erst ein wei­te­res Jahr ver­streicht, bis die Ergeb­nis­se der vom Fami­li­en­mi­ni­ste­ri­um ange­kün­dig­ten Über­prü­fung vor­lie­gen. Wir brau­chen wei­te­re muti­ge Schrit­te, um die Fami­li­en­pfle­ge zu unter­stüt­zen, wie bei­spiels­wei­se unse­re Grü­ne Pfle­ge­zeit oder den Aus­bau und Anspruch auf Tages­pfle­ge, die Wei­ter­ent­wick­lung des Teil­zeit- und Befri­stungs­ge­set­zes und noch vie­les mehr. Wir kön­nen nicht war­ten, bis das Bewusst­sein der Unter­neh­men für die Belan­ge pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger geweckt wird – auf die Fami­li­en­pfle­ge­zeit muss ein Rechts­an­spruch bestehen.