Leser­brief: MdL Ulri­ke Gote reagiert auf offe­nen Brief von Heinz Steinhart

leserbrief-symbolbild

„Kein Raum für ras­si­sti­sche Het­ze und brau­ne Propaganda“

Heinz Stein­hart, Geschäfts­füh­rer der Kri­stall Radon-Sole-Ther­me mit Sau­na­land­schaft Fich­tel­berg GmbH, hat sich am 21. Novem­ber 2012 mit einem offe­nen Brief an die Gemein­de Fich­tel­berg gewandt. In dem Schrei­ben, das die ober­frän­ki­sche Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Ulri­ke Gote, MdL erst vor weni­gen Tagen erhal­ten hat, unter­stellt Stein­hart, dass die Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen der Gemein­de Fich­tel­berg scha­den wür­de, und äußert pau­schal den Ver­dacht, dass Sin­ti und Roma poten­ti­el­le Die­be sei­en. Mit einem offe­nen Brief an Stein­hart hat Ulri­ke Gote auf die Dis­kri­mi­nie­rung der Flücht­lin­ge reagiert:

„Sehr geehr­ter Herr Steinhart,

Ihr offe­ner Brief vom 21. Novem­ber 2012, in dem Sie zur Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen im Feri­en­dorf Fich­tel­see, dem ehe­ma­li­gen Are­al des Zelt­la­ger­rings Ober­fran­ken, Stel­lung neh­men, liegt auch mir zwi­schen­zeit­lich vor.

Die Lebens­be­din­gun­gen der Sin­ti und Roma sind in vie­len Län­dern Euro­pas nach wie vor von Dis­kri­mi­nie­rung, sozia­ler Benach­tei­li­gung und Anti­zi­ga­nis­mus gekenn­zeich­net. Um der Armut, Aus­gren­zung und oft auch Gewalt in ihren Hei­mat­län­dern zu ent­rin­nen, flüch­ten sie nach Deutsch­land und bean­tra­gen Asyl. Doch auch hier sind sie eine an den Rand gedräng­te Min­der­heit, die von Dis­kri­mi­nie­rung nicht aus­ge­nom­men ist. Dabei hat gera­de Deutsch­land aus sei­ner Geschich­te her­aus eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für den Schutz der Sin­ti und Roma.

Es ist erschreckend, dass auch heu­te noch ein der­ar­ti­ges Gedan­ken­gut exi­stiert, dass Roma allein auf Grund ihrer Her­kunft als kri­mi­nell, als poten­ti­el­le Die­be und als Pro­blem einer Regi­on stig­ma­ti­siert werden.

Ihr Schrei­ben ist Beleg dafür, wie not­wen­dig Beson­nen­heit in der Debat­te um Asyl­su­chen­de aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en, die auch die bei­den christ­li­chen Kir­chen in einer gemein­sa­men Erklä­rung vom 23. Okto­ber 2012 ein­ge­for­dert haben, wäre. Sie schü­ren alte Vor­ur­tei­le und het­zen die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in Fich­tel­berg gegen Schutz­su­chen­de auf. Damit scha­den Sie nicht nur den Inter­es­sen der Gemein­de Fich­tel­berg, son­dern ganz Ober­fran­kens und der Fich­tel­ge­birgs­re­gi­on. Ihnen als Unter­neh­mer müss­te bewusst sein, dass die Regi­on nach­hal­tig unter einer der­art aus­län­der­feind­li­chen Hal­tung lei­det: Wel­ches Unter­neh­men, wel­cher Tou­rist möch­te sich an einem Ort ansie­deln oder Urlaub Ort machen, wo Men­schen auf Grund ihrer Her­kunft uner­wünscht sind und offen dis­kri­mi­niert werden?

Doch nicht genug damit: Mit Ihren Unter­stel­lun­gen berei­ten Sie gera­de­zu die Grund­la­ge und Legi­ti­ma­ti­on für Über­grif­fe, wie sie in jüng­ster Zeit statt­ge­fun­den haben, und dafür, dass rech­tes und aus­län­der­feind­li­ches Gedan­ken­gut sich ver­brei­ten kann.

Ihre offe­ne Kam­pa­gne gegen Flücht­lin­ge ist eine Schan­de und völ­lig inakzeptabel.

Mit freund­li­chen Grüßen
Ulri­ke Gote, MdL