Stel­lung­nah­me des Stu­den­ti­schen Kon­vents zur Bestä­ti­gung der Bam­ber­ger Sperrzeitverordnung

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An Stadt­rat der Stadt Bamberg

Sehr geehr­te Damen und Herren,

den erneu­ten Stadt­rats­be­schluss zur 2011 beschlos­se­nen Sperr­zeit­ver­län­ge­rung vom 24. Mai 2012 bedau­ern wir sehr, ins­be­son­de­re weil die ein­zi­ge über­prüf­ba­re Mes­sung ihrer Effek­ti­vi­tät – die Zahl der Poli­zei­ein­sät­ze – laut Aus­sa­ge des Poli­zei­di­rek­tors Udo Skrzyp­c­zak im „Frän­ki­schen Tag“ vom 24.05.20121 die Nutz­lo­sig­keit die­ser Maß­nah­me belegt. Im Gegen­satz zu dem dar­aus resul­tie­ren­den ver­nünf­ti­gen Schluss einer Locke­rung wur­den die Richt­li­ni­en sogar ver­schärft, indem eine deut­li­che Ver­min­de­rung der Zahl von Aus­nah­me­ge­neh­mi­gun­gen beschlos­sen wur­de. Es ist wohl ver­ständ­lich, dass wir uns nicht als Dank für die Hal­bie­rung der Aus­nah­me­ge­neh­mi­gun­gen und für die Ankün­di­gung, dass stär­ke­re Kon­trol­len durch das Ord­nungs­amt bezüg­lich § 7 (3) der „Sat­zung für die Benut­zung öffent­li­chen Ver­kehrs­grun­des der Stadt Bam­berg“ 2 durch­ge­führt wer­den, an der Akti­on „Par­ty­Nacht­Ru­he“ beteiligen.

Aus­fäl­le, wie die doku­men­tier­te Aus­sa­ge des CSU-Frak­ti­ons­chefs Dr. Hel­mut Mül­ler, der laut WebZ3 die Debat­te mit den Wor­ten „Wir sind in erster Linie für unse­re Bür­ger da, und nicht für Stu­den­ten, die fern von der Hei­mat mei­nen, hier Ran­da­le machen zu kön­nen“ eröff­ne­te, kri­ti­sie­ren wir hef­tig. Stu­die­ren­de sind kei­ne Bür­ge­rIn­nen zwei­ter Klas­se und wir erwar­ten auch, dass sie nicht so bezeich­net oder behan­delt wer­den. Wir alle leben gemein­sam in Bam­berg und die Stu­die­ren­den tra­gen enorm zum kul­tu­rel­len Leben in Bam­berg bei, bele­ben die Stadt mit und brin­gen sie mit zum Pul­sie­ren. Die Aus­sa­ge des Herrn Mül­ler birgt eine wei­te­re fal­sche Unter­stel­lung: Weder sind die angeb­li­chen „Ran­d­ale­ma­cher“ aus­schließ­lich Stu­die­ren­de, noch sind sie die ein­zi­gen Betrof­fe­nen der Sperr­zeit­ver­län­ge­rung. Men­schen allen Alters, egal ob sie an der Hoch­schu­le ein­ge­schrie­ben sind oder nicht, möch­ten das kul­tu­rel­le Leben der Stadt nachts genie­ßen, statt jeden Abend den kul­tu­rel­len Tod der Bam­ber­ger Innen­stadt bedau­ern zu müssen.

Mit Sor­ge um das Image unser aller Stadt in punc­to kul­tu­rel­lem Leben und Zusam­men­halt aller Bam­ber­ge­rIn­nen, aber auch Stu­die­ren­den- und Jugend­freund­lich­keit, ver­fol­gen wir die­se Ent­wick­lung mit Sor­ge. Zwar haben wir Ver­ständ­nis für die Bedürf­nis­se der Anwoh­ner, jedoch hal­ten wir den ein­ge­schla­ge­nen Weg für falsch (belegt durch die Anzahl der Poli­zei­ein­sät­ze). Außer­dem kri­ti­sie­ren wir die völ­lig unbe­rech­tig­te Stim­mungs­ma­che gegen die stu­die­ren­den Bür­ge­rIn­nen Bambergs.

Wir for­dern den Stadt­rat auf, die Inter­es­sen der Stadt und ihrer Bür­ge­rIn­nen weni­ger ein­sei­tig zu berück­sich­ti­gen, indem er die Sperr­zeit­ver­län­ge­rung bald­mög­lichst, aber spä­te­stens bei der näch­sten Bera­tung über die dau­er­haf­te Fest­set­zung die­ser Rege­lung, zurücknimmt.

Mit freund­li­chen Grüßen,

Jonas Klin­ner, Vor­sit­zen­der des Stu­den­ti­sche Kon­vents der Uni­ver­si­tät Bamberg

1 Rie­ger, Harald „Wir wol­len nur ein paar Stun­den Schlaf“. 24.05.2012, online ver­füg­bar unter: http://​www​.infran​ken​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​l​o​k​a​l​e​s​/​b​a​m​b​e​rg/ Wir-wollen-nur-ein-paar-Stunden-Schlaf;art212,286305

2 Sat­zung für die Benut­zung öffent­li­chen Ver­kehrs­grun­des der Stadt Bam­berg, online ver­füg­bar unter: https://​www​.stadt​.bam​berg​.de/​m​e​d​i​a​/​c​u​s​t​om/ 332_391_1.PDF?1065109301

3 Weins­hei­mer, Die­ter: „Ein deut­lich wohl­tu­en­der Effekt“. 25.05.2012, online ver­füg­bar unter: http://​www​.freie​-web​zet​.de/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​o​p​t​i​o​n​=​c​o​m​_​c​o​n​t​ent &view=article&id=1827:deutlich-wohltuender-effekt&catid=10:ordnungsicherheit& Itemid=11