Sonn­tags­ge­dan­ken: Ohne Gott?

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Albert Ein­stein und der römisch-katho­li­sche Kar­di­nal von New York sol­len ein­mal ins Gespräch über Gott gekom­men sein. Da frag­te der Phy­si­ker den Kir­chen­mann, was er denn täte, wenn man ihm nach­wei­sen könn­te, dass Gott nicht exi­stiert. Kar­di­nal Spell­mann habe lächelnd erwi­dert: „Ich wür­de war­ten, bis Sie Ihren Rechen­feh­ler gefun­den hätten.“

Eine klu­ge Ant­wort. Die Natur­wis­sen­schaft kann Got­tes Exi­stenz weder bewei­sen noch wider­le­gen. Wie soll­te sie auch? Bei der Got­tes­fra­ge geht es ja nicht um exak­te Bewei­se für oder gegen, son­dern um das Ver­trau­en, nicht um die Fra­ge, „ob es einen Gott gibt“, son­dern, was er mir bedeu­tet, ob ich mein Leben ihm anver­traue, ob ich mich von sei­nen Gebo­ten lei­ten, von sei­ner Lie­be ver­wan­deln lasse.

In sei­nem Roman „Unser Mann in Havan­na“ lässt Gra­ham Green einen Mann erklä­ren, dass Gott auch nicht aus Erfah­rung ler­ne, sonst könn­te er vom Men­schen nicht mehr das Gering­ste erhof­fen. Was für ein Fata­lis­mus, für ein nega­ti­ves Men­schen­bild steckt hin­ter die­sem Satz! Gott aber lässt sich nicht ins Abseits stel­len und er schreibt sei­ner­seits nie­man­den ab. Wir sind ja schnell bei der Hand, jeman­den abzu­qua­li­fi­zie­ren, in eine Schub­la­de zu pres­sen. Gott aber möch­te Brücken bau­en zwi­schen Mensch und Mit­mensch, zwi­schen arm und reich, alt und jung.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Keine Antworten

  1. oxi sagt:

    Woher weiß denn der Herr Pfar­rer Fuchs so genau, was Gott eigent­lich will?

    War­um hat Gott die 6 Mio Juden denn ins Abseits gestellt? War­um lässt er das Mas­sa­ker der Tut­si an den Hutu zu?

    Ent­we­der ist Gott nicht all­mäch­tig, oder er ist an uns nicht interessiert.

  2. Flo sagt:

    „Eine klu­ge Antwort.“

    Sie läßt sich redu­zie­ren auf folgendes:

    Was wür­den sie tun, wenn A?
    Ich wür­de abwar­ten, bis nicht A.

    Was soll dar­an klug sein? Effek­tiv ist es nur eine Wei­ge­rung, sich der Aus­gangs­fra­ge zu stel­len. Aus der Ant­wort erge­ben sich zwei Möglichkeiten:

    a) Er ist ein­fach recht fei­ge der Fra­ge aus­ge­wi­chen, woll­te oder konn­te sie nicht beantworten.
    b) Er woll­te damit aus­drücken, dass er auch im Fal­le eines sol­chen Bewei­ses wei­ter­hin glau­ben wür­de (d.h. er bekannt, dass er in einem sol­chen Fall Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung betrei­ben würde).

    Und doch, für die Fra­ge, was Gott einem bedeu­tet, ist die Fra­ge nach sei­ner Exi­stenz essen­ti­ell: Exi­stiert er nicht, so soll­te er jedem gesun­den Men­schen über­haupt nichts bedeu­ten, jede Bedeu­tung über ein histo­risch-mensch­li­ches Kurio­sum hin­aus wäre krank­haft. Erst wenn man sich über die Exi­stenz sicher sein kann – und damit auch erst­mal geklärt hät­te, wel­cher Gott denn nun, die Aus­wahl ist ja recht groß – könn­te man anfan­gen, über per­sön­li­che Bedeu­tun­gen zu spekulieren.

    Dass es natür­lich zu einem Pfar­rer gehört, sich ein­zu­bil­den, sagen zu kön­nen, was die­se nicht-exi­sten­te Per­son nun will – obwohl Mil­lio­nen von Men­schen etwas völ­lig ande­res den­ken – ist wohl Berufs­ri­si­ko. Offen­kun­dig ist eines: Wenn Gott Brücken bau­en will, dann will er aber offen­sicht­lich kei­ne Getrei­de­la­ster dar­über fah­ren las­sen, die Kin­der am Ver­hun­gern hin­dern, deren ein­zi­ge Schuld es ist, am fal­schen Ort gebo­ren wor­den zu sein. Viel­leicht ist er ja aber auch ein­fach zu beschäf­tigt – denn das Gott bei Fuß­ball­spie­len betrügt, indem er ein­zel­nen Mann­schaf­ten hilft, wird ja von vie­len Leu­ten pro­blem­los als „Wahr­heit“ akzep­tiert – und selt­sa­mer­wei­se kommt das kei­nem mora­lisch frag­wür­dig vor.

    Und am Ran­de: Dass Gott Leu­te abschreibt, steht nun wirk­lich sehr aus­führ­lich in der Bibel. Man muss ver­mut­lich Theo­lo­ge sein, um aus ver­schie­de­nen gött­li­chen Mas­sen­mor­den zu schlie­ßen, dass Gott alle liebt.