ERC Start­ing Grant für Prof. Andre­as Fery, Uni­ver­si­tät Bayreuth

Prof. Dr. Andreas Fery, Lehrstuhl für Physikalische Chemie II, Universität Bayreuth. Foto: Chr. Wißler

Prof. Dr. Andre­as Fery, Lehr­stuhl für Phy­si­ka­li­sche Che­mie II, Uni­ver­si­tät Bay­reuth.
Foto: Chr. Wißler

Her­aus­ra­gen­de Wis­sen­schaft­ler zu för­dern, die sich mit visio­nä­ren Ideen und avan­cier­ten For­schungs­kon­zep­ten in noch unbe­kann­te Gebie­te der Grund­la­gen­for­schung vor­wa­gen und neu­ar­ti­gen Tech­no­lo­gien den Weg bah­nen – die­ses Ziel hat sich der Euro­päi­sche For­schungs­rat mit dem ERC Start­ing Grant auf die Fah­nen geschrie­ben, einem der höchst­do­tier­ten För­der­pro­gram­me für jun­ge euro­päi­sche Spit­zen­for­scher. Im Wett­be­werb um die begehr­te Aus­zeich­nung hat sich Prof. Dr. Andre­as Fery durch­set­zen kön­nen, der an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth den Lehr­stuhl für Phy­si­ka­li­sche Che­mie II leitet.

Sein For­schungs­vor­ha­ben META­ME­CH ist jetzt für die näch­sten fünf Jah­re zur För­de­rung durch einen ERC Start­ing Grant emp­foh­len wor­den. Die För­der­sum­me von knapp 1,5 Mio. Euro ermög­licht ihm den Auf­bau einer For­schungs­grup­pe auf einem viel­ver­spre­chen­den For­schungs­feld, das noch vor weni­gen Jah­ren als eher kurio­ses Rand­ge­biet der Optik galt.

Im Zen­trum des For­schungs­vor­ha­bens ste­hen künst­lich her­ge­stell­te Mate­ria­li­en, die es mög­lich machen, Licht­wel­len in einer völ­lig neu­ar­ti­gen Wei­se zu steu­ern. Für die­se soge­nann­ten Meta­ma­te­ria­li­en ist eine unge­wöhn­li­che Struk­tur cha­rak­te­ri­stisch. Nor­ma­ler­wei­se bestim­men Mole­kü­le und deren jewei­li­ge Anord­nung unmit­tel­bar die opti­schen Eigen­schaf­ten eines Mate­ri­als. Bei Meta­ma­te­ria­li­en hin­ge­gen bil­den Nano­par­ti­kel mit exakt defi­nier­ten Eigen­schaf­ten eine Fein­struk­tur, die über die Wech­sel­wir­kun­gen des Mate­ri­als mit Licht­wel­len entscheidet.

Bis­lang sind für die Her­stel­lung sol­cher Meta­ma­te­ria­li­en sehr teu­re und nur auf sehr klei­ne Flä­chen anwend­ba­re litho­gra­phi­sche Ver­fah­ren ein­ge­setzt wor­den. Die Bau­tei­le, die dabei ent­stan­den sind, bewe­gen sich in einer Grö­ßen­ord­nung zwi­schen 10 und 100 Mikro­me­tern – was für die mei­sten tech­no­lo­gi­schen Anwen­dun­gen unat­trak­tiv ist und auch die Unter­su­chung sehr schwie­rig macht. Andre­as Fery und sein Team ver­fol­gen daher einen ande­ren Plan. Mit einem in Bay­reuth ent­wickel­ten Ver­fah­ren wol­len sie Schich­ten her­stel­len, die von prä­zi­se ange­leg­ten Fal­ten durch­zo­gen sind. In die­se Struk­tu­ren ord­nen sich anschlie­ßend kol­lo­ida­le Par­ti­kel ein. Die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on die­ser Nano­par­ti­kel ver­läuft infol­ge der Fal­ten nicht zufäl­lig, son­dern kon­trol­liert. So kön­nen per Design die resul­tie­ren­den opti­schen Eigen­schaf­ten der Meta­ma­te­ria­li­en fest­ge­legt wer­den. Sind die Nano­par­ti­kel in einer geeig­ne­ten Wei­se ange­ord­net, ist es mög­lich, die elek­tri­sche und magne­ti­sche Ant­wort des Mate­ri­als auf ein­fal­len­des Licht zu steuern.

Für Meta­ma­te­ria­li­en hat die For­schung bereits ver­schie­de­ne bahn­bre­chen­de Eigen­schaf­ten nach­ge­wie­sen. So kann es bei­spiels­wei­se Mate­ria­li­en geben, die einen nega­ti­ven Bre­chungs­in­dex oder late­ral varia­ble opti­sche Kon­stan­ten haben. Die poten­zi­el­len Anwen­dun­gen rei­chen von der Sen­so­rik über die Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie bis zu neu­en Mikro­sko­pen, die die her­kömm­li­chen Auf­lö­sungs­be­schrän­kun­gen für Licht­mi­kro­sko­pe umgehen.

„Es ist für die Zukunft die­ses For­schungs­fel­des ganz ent­schei­dend, Ansät­ze zu fin­den, die die groß­flä­chi­ge Her­stel­lung von Meta­ma­te­ria­li­en erlau­ben. Wenn uns dies gelingt, sto­ßen wir die Tür zu einer span­nen­den Mate­ri­al­klas­se auf, die unser Ver­ständ­nis von Optik revo­lu­tio­nie­ren und völ­lig neue Anwen­dun­gen erschlie­ßen könn­te“, erklärt Prof. Dr. Andre­as Fery. „Das For­schungs­um­feld an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, ins­be­son­de­re die Zusam­men­ar­beit im Rah­men des Son­der­for­schungs­be­reichs 840 ‚Von par­ti­ku­lä­ren Nano­sy­ste­men zur Meso­tech­no­lo­gie‘ und des Pro­fil­felds Poly­mer- und Kol­loid­for­schung, bie­tet uns dazu idea­le Bedingungen.“

Zur Per­son:

Prof. Dr. Andre­as Fery (40) hat seit 2008 den Lehr­stuhl für Phy­si­ka­li­sche Che­mie II an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth inne. Zudem ist er seit 2009 Geschäfts­füh­ren­der Direk­tor des Bay­reu­ther Zen­trums für Kol­lo­ide und Grenz­flä­chen (BZKG), eines inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­zen­trums auf dem Bay­reu­ther Cam­pus. Habi­li­ta­ti­on und Pro­mo­ti­on absol­vier­te er am Max-Planck-Insti­tut für Kol­lo­id- und Grenz­flä­chen­for­schung in Golm / Pots­dam, nach­dem er sein Phy­sik­stu­di­um an der Uni­ver­si­tät Kon­stanz mit dem Diplom abge­schlos­sen hat­te. 2005 erhielt Andre­as Fery den Richard-Zsig­mon­dy-Preis der Deut­schen Kolloidgesellschaft.