Pro­fes­sio­nel­le Auto­knacker­ban­de steht kurz vor dem Prozess

Symbolbild Polizei

Gemein­sa­me Pres­se­er­klä­rung des Poli­zei­prä­si­di­ums Ober­fran­ken und der Staats­an­walt­schaft Bamberg

BAMBERG/OBERFRANKEN. Wegen schwe­ren Ban­den­dieb­stahls müs­sen sich dem­nächst sie­ben pol­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge vor dem Land­ge­richt Bam­berg ver­ant­wor­ten. Der Ban­de wird vor­ge­wor­fen, im Zeit­raum Juni bis Novem­ber 2011 ins­ge­samt 55 Fahr­zeu­ge der Mar­ken Audi und VW im Wert von über 470 000 Euro in ver­schie­de­nen Bun­des­län­dern gestoh­len und teil­wei­se außer Lan­des gebracht zu haben. In vor­bild­li­cher Zusam­men­ar­beit mit der Staats­an­walt­schaft Bam­berg gelang es den auf orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät spe­zia­li­sier­ten Ermitt­lern der Kri­mi­nal­po­li­zei­in­spek­ti­on mit Zen­tral­auf­ga­ben (KPI/Z) Ober­fran­ken, der pro­fes­sio­nell agie­ren­den Ban­de ab Novem­ber 2011 nach und nach das Hand­werk zu legen. Den Betei­lig­ten dro­hen im Fal­le einer Ver­ur­tei­lung jeweils mehr­jäh­ri­ge Haftstrafen.

Die Her­aus­for­de­rung, einer der­art gut orga­ni­sier­ten Ban­de über­re­gio­nal ope­rie­ren­der Straf­tä­ter, die aus­ge­rü­stet mit modern­ster Logi­stik auf Die­bes­tour ging, auf die Schli­che zu kom­men, ver­lang­te den Ermitt­lern unter Feder­füh­rung des zustän­di­gen Bam­ber­ger Fach­staats­an­wal­tes ein Höchst­maß an Enga­ge­ment unter Aus­schöp­fung aller straf­pro­zes­sua­len Mög­lich­kei­ten ab.

Auf­fäl­li­ge Häu­fung von Auto­dieb­stäh­len mit prä­gnan­ter Täterhandschrift

Ab Ende Juni 2011 kam es zu einem rasan­ten Anstieg von Kfz-Dieb­stahls­de­lik­ten im Raum Forch­heim, die sich auf­fäl­li­ger­wei­se auf die Auto­mar­ken VW und Audi kon­zen­trier­ten. Zwi­schen 28. Juni und 30. Juni ver­schwan­den allei­ne aus der Kreis­stadt sie­ben Autos die­ser Her­stel­ler. Bei einem wei­te­ren Auto blie­ben die unbe­kann­ten Täter im Ver­such stecken. Die zustän­di­gen Kri­mi­nal­be­am­ten aus Bam­berg konn­ten aller­dings bereits bei die­sen Ermitt­lun­gen erste, wert­vol­le Erkennt­nis­se zur Arbeits­wei­se und Pro­fes­sio­na­li­tät der Auto­die­be bei ihren Beu­te­zü­gen gewin­nen. Zusam­men mit kri­mi­na­li­sti­schen Erfah­rungs­wer­ten deu­te­te sehr vie­les auf eine ver­mut­lich ost­eu­ro­päi­sche Auto­schie­ber­ban­de hin, die in der Fol­ge­zeit trotz aller Fahn­dungs­maß­nah­men wei­ter­hin in Ober­fran­ken, aber auch in ande­ren Regio­nen und Bun­des­län­dern ihr Unwe­sen trieb.

Über­nah­me der zen­tra­len Ermitt­lun­gen durch Staats­an­walt­schaft Bam­berg und KPI/Z

Der drin­gen­de Ver­dacht, dass hier ein und die­sel­be pro­fes­sio­nel­le Die­bes­ban­de über­re­gio­nal am Werk ist, ver­an­lass­te die Staats­an­walt­schaft Bam­berg dazu, das gesam­te Ermitt­lungs­ver­fah­ren zen­tral an sich zu zie­hen, um so Tat­zu­sam­men­hän­ge mög­lich früh zu erken­nen und adäqua­te Gegen­maß­nah­men ein­zu­lei­ten. Sei­tens des Poli­zei­prä­si­di­ums Ober­fran­ken wur­den die auf orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät spe­zia­li­sier­ten Kri­mi­nal­be­am­ten der Kri­mi­nal­po­li­zei­in­spek­ti­on mit Zen­tral­auf­ga­ben mit der Sach­be­ar­bei­tung beauftragt.

Fort­an arbei­te­ten der feder­füh­ren­de Ober­staats­an­walt aus Bam­berg, die OK-Ermitt­ler sowie wei­te­re Poli­zei­be­hör­den aus Bund und Län­dern in per­ma­nen­ter Zusam­men­ar­beit dar­an, der Auto­knacker­ban­de Ein­halt zu gebieten.

Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung bringt Fahn­der auf die Spur der Täter

Auf Antrag der Staats­an­walt­schaft Bam­berg ergin­gen im Lau­fe der mona­te­lan­gen, akri­bi­schen Ermitt­lun­gen ins­ge­samt 74 rich­ter­li­che Beschlüs­se für geziel­te Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chungs­maß­nah­men, die den Fahn­dern neben einer Viel­zahl ande­rer tak­ti­scher Schrit­te ent­schei­den­de Hin­wei­se auf die ver­meint­li­chen Ban­den­mit­glie­der lieferten.

Spek­ta­ku­lä­re Fest­nah­me­ak­ti­on in Nordrhein-Westfalen

Anfang Novem­ber 2011 soll­te sich end­lich die auf­wen­di­ge Ermitt­lungs­ar­beit der ober­frän­ki­schen Kri­po­spe­zia­li­sten im Schul­ter­schluss mit der Bam­ber­ger Staats­an­walt­schaft loh­nen und es kam zunächst unmit­tel­bar nach einem Auto­dieb­stahl zur Fest­nah­me von vier Tat­ver­däch­ti­gen im west­fä­li­schen Wind­eck, Land­kreis Rhein-Sieg-Kreis. Ein 22-Jäh­ri­ger ver­such­te sich zwar der Fest­nah­me noch durch Flucht zu ent­zie­hen, ent­kam den erfah­re­nen Kri­mi­nal­be­am­ten aber nicht. Für zwei wei­te­re Ver­däch­ti­ge, die sich in einer Woh­nung ver­steckt hiel­ten, war die Frei­heit kur­ze Zeit spä­ter eben­falls Vergangenheit.

Bei den Män­nern han­del­te es sich um pol­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge im Alter zwi­schen 21 und 53 Jah­ren, die, mit Aus­nah­me des 53-Jäh­ri­gen, ihren regu­lä­ren Wohn­sitz alle­samt in West­po­len haben.

Haft­be­feh­le und wei­te­re Festnahmen

Gegen die sechs Fest­ge­nom­me­nen erließ der Ermitt­lungs­rich­ter des Amts­ge­richts Bam­berg Haft­be­feh­le, davon wur­de einer unter stren­gen Auf­la­gen außer Voll­zug gesetzt. Gegen einen wei­te­ren Betei­lig­ten lag zu die­sem Zeit­punkt bereits ein euro­päi­scher Haft­be­fehl eines pol­ni­schen Bezirks­ge­richts zur Ver­bü­ßung einer mehr­jäh­ri­gen Frei­heits­stra­fe aus dem Jahr 2008 vor. Das OLG Bam­berg ord­ne­te gegen ihn Aus­lie­fe­rungs­haft an und der 53-Jäh­ri­ge wur­de Anfang Janu­ar den pol­ni­schen Behör­den überstellt.

Nach und nach erga­ben sich wäh­rend der anhal­tend inten­si­ven Ermitt­lun­gen gegen zwei wei­te­re Per­so­nen drin­gen­de Ver­dachts­mo­men­te, Mit­glie­der der Ban­de zu sein. Das Amts­ge­richt Bam­berg erließ Ende Novem­ber gegen einen 24-jäh­ri­gen Polen Haft­be­fehl und er ging in Gör­litz kurz vor Weih­nach­ten Beam­ten der Bun­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Pir­na ins Netz.

Schließ­lich klick­ten im Febru­ar 2012 bei einer Kon­trol­le durch die Bun­des­po­li­zei am Haupt­bahn­hof Dres­den auch noch für einen 32-Jäh­ri­gen die Hand­schel­len. Ein Haft­be­fehl erging durch das Amt­ge­richt Bam­berg am näch­sten Tag.

Die Bay­reu­ther OK-Ermitt­ler und der zustän­di­ge Ober­staats­an­walt gehen von ins­ge­samt acht Haupt­be­tei­lig­ten aus. Davon sit­zen der­zeit noch sechs in Unter­su­chungs­haft. Gegen sie­ben Män­ner beginnt am 24. Juli 2012 die Haupt­ver­hand­lung beim Land­ge­richt Bamberg.

Bei­spiel­lo­se Straf­ta­ten­se­rie mit Schwer­punkt Ober­fran­ken geklärt

Die Staats­an­walt­schaft wirft den Ban­den­mit­glie­dern in wech­seln­der Tat­be­tei­lung im Zeit­raum Ende Juni 2011 bis Anfang Novem­ber 2011 55 Auto­dieb­stäh­le und wei­te­re Straf­ta­ten vor. Es ent­stand dabei ein Gesamt­scha­den von fast einer hal­ben Mil­li­on Euro.

Davon betrof­fen waren in Ober­fran­ken die Städ­te und Land­krei­se Forch­heim, Bam­berg und Bay­reuth, sowie die Gemein­de Neu­dros­sen­feld im Land­kreis Kulmbach.

Wei­te­re Raub­zü­ge der pol­ni­schen Straf­tä­ter fan­den in Ber­lin, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt, Thü­rin­gen, Bran­den­burg, Hes­sen und Nord­rhein-West­fa­len statt.

Nur dank der vor­bild­li­chen, per­ma­nen­ten Zusam­men­ar­beit von Kri­po­ex­per­ten für Delik­te der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät aus Bay­reuth und der zustän­di­gen Staats­an­walt­schaft Bam­berg, bei der auf­grund der zen­tra­len Ver­fah­rens­über­nah­me alle Ermitt­lungs­kom­ple­xe aus dem gesam­ten Bun­des­ge­biet zen­tral zusam­men lie­fen, konn­te mit wert­vol­ler Unter­stüt­zung von Poli­zei­kräf­ten aus ande­ren Bun­des­län­dern und der Bun­des­po­li­zei die­ser kri­mi­nel­len Auto­schie­ber­ban­de das Hand­werk gelegt werden.