Klet­ter­fe­sti­val der Super­la­ti­ve im Frankenjura

Neuartiges DWS-Wandkonzept. Foto: Heike Huth

Neu­ar­ti­ges DWS-Wand­kon­zept. Foto: Hei­ke Huth

Fran­ken­Pfalz – Das Mar­mot Fran­ken­ju­ra Klet­ter­fe­sti­val in der Fran­ken­Pfalz geht in die Geschich­te des moder­nen Klet­ter­sports ein. Über die Pfingst­fei­er­ta­ge fei­er­te die Fran­ken­Pfalz mit mehr als 25.000 Klet­ter­sport­lern und Out­door-Fans ein Klet­te­re­vent der Super­la­ti­ve. Die acht Gemein­den im Osten des Fran­ken­ju­ras zeig­ten, dass dies im Ein­klang mit der Natur mög­lich ist. Und mit einer Bevöl­ke­rung, die den Klet­ter­sport in ihr Herz zu schlie­ßen beginnt.

Das Medi­en­in­ter­es­se für die Ver­an­stal­tung im Vor­feld war beacht­lich. Mehr als 150 Arti­kel mit einer Gesamt­auf­la­ge von mehr als 5 Mil­lio­nen an gedruck­ter Bericht­erstat­tung, dazu zahl­rei­che Ver­öf­fent­li­chun­gen im Inter­net, Fern­se­hen und Rund­funk waren neben den sehr guten Wet­ter­pro­gno­sen viel­ver­spre­chen­de Vor­bo­ten für das Festival.

Festi­val­ge­län­de in Betzenstein

Das Festi­vals­ge­län­de in Bet­zen­stein wur­de zum Magnet für Frei­zeit­klet­te­rer. So besuch­ten mehr als 2.500 Klet­te­rer den Camp­ground, Expo-Area und Frei­bad­ge­län­de, sei es zum Über­nach­ten, Shop­pen in der Expo Area oder schlicht, um Infos zu Work­shops und den Klet­ter­mög­lich­kei­ten ein­zu­ho­len. Rund 400 Gäste lausch­ten „Erb­ses“ phi­lo­so­phi­schen Klet­ter­ka­ba­rett zur Festi­vals­er­öff­nung, der das Publi­kum mit rhyth­mi­schem Gitar­ren­sound, pla­ka­ti­ven Zeich­nun­gen und tief­grün­di­gen Gedan­ken auf 4 Tage Klet­ter­spaß und Par­ty einstimmte.

Frei­bad-Par­ty

Am Sams­tag Abend erreich­te die Par­ty­stim­mung ihren Höhe­punkt zum DWS-Con­test im Bet­zen­stei­ner Frei­bad. Gut 1600 Gäste aus nah und fern waren gekom­men, um bei die­ser Pre­miè­re dabei zu sein​.Mit bril­lan­ter Stim­me und per­fek­ter instru­men­ta­ler Beglei­tung zau­ber­ten die fünf Damen der Band „ The Night Nur­ses“ auf den Rasen des Frei­ba­des, was das anson­sten eher unrhyth­misch wir­ken­de Klet­ter­volk zum Tanz bis tief in die Nacht animierte.

Neu­ar­ti­ges DWS-Wandkonzept

High­light und Namens­ge­ber der Par­ty war aller­dings ein spek­ta­ku­lä­rer Klet­ter­wett­kampf, der mit inter­na­tio­na­len Klet­ter­ido­len besetzt war. Dort war, welt­weit erst­ma­lig, eine von Horst Für­sat­tel ent­wor­fe­ne, brücken­för­mi­ge Klet­ter­kon­struk­ti­on über die Flu­ten des Bet­zen­stei­ner Frei­ba­des auf­ge­baut. Der Mode­ra­tor war in Höchst­form und brach­te das Publi­kum der­art in Stim­mung, dass die­se ver­mut­lich noch in Hirsch­bach, am süd­lich­sten Zip­fel der Fran­ken­Pfalz zu hören war. In einer Vor- und einer Final­run­de duel­lier­ten sich inter­na­tio­nal bekann­te Klet­te­rer dar­un­ter Ste­fan Glo­wacz, Chri­sti­an Schle­sin­ger und Ste­ve McClure.

Auch Local Hei­ko Queitsch nahm kurz­ent­schlos­sen an dem Con­test teil, nach­dem ihn das Publi­kum laut­stark in die DWS-Are­na bat. Bis in die Nacht ent­wickel­te sich ein Wett­kampf, der an Span­nung und Stim­mung kaum zu top­pen war und des­sen glück­li­che Sie­ger nach den Finals um Mit­ter­acht Alex­an­der Megos und sein Part­ner Peter Würth war.

Eben­falls emo­tio­nal war der Bild­vor­trag des Klet­te­rers Phil­ip­pe Ribiè­re. Der als Wai­sen­kind auf Mar­ti­ni­que und mit defor­mier­ten Armen und Bei­nen gebo­re­ne fand Adop­tiv­el­tern und ent­deck­te den Klet­ter­sport. Er begei­ster­te das Publi­kum durch sei­nen Vor­trag und durch sei­ne mit­rei­sen­de Lebens­freu­de, die er als DJ unter Beweis stell­te so dass bis in die Mor­gen­stun­den getanzt, gelacht, und aus­ge­las­sen gefei­ert wurde.

Vor­bild­li­ches Kletterer-Verhalten

Just in die­sem Moment um drei Uhr in der Nacht, als eine letz­te Trau­be von Klet­te­rern die Büh­ne um Phil­lip­pe bela­ger­ten, zog der Bade­mei­ster augen­rei­bend ein erstes Resü­mee. „Kein Müll liegt auf dem Boden! Da hat­ten wir schon klei­ne­re Ver­an­stal­tun­gen, nach denen das Per­so­nal stun­den­lang damit beschäf­tigt war, die Lie­ge­wie­se vom Unrat zu befrei­en.“ Jetzt ste­hen die Klet­te­rer hoch im Kurs beim Bade­mei­ster und drü­ber hin­aus bei den Bet­zen­stei­nern, die mit vie­lem ehren­amt­li­chen Enga­ge­ment unter der Lei­tung von Chri­stof Mahler das Ver­an­stal­tungs­ge­län­de organisierten.

Wie auf dem Frei­badra­sen, so sau­ber war auch der Camp­ground, nach­dem er sich gegen Ende des Festi­vals lang­sam leer­te. Und genau­so ver­hiel­ten sich die Sport­ler wäh­rend der vier Tage auch auf der eigent­li­chen Spiel­wie­se der Sport­ler, den Jura­fel­sen. Erste Stich­pro­ben zeig­ten: Kein Müll wur­de am Wand­fuß zurück­ge­las­sen und auch die eigens von der Festi­vals­lei­tung an den Brenn­punkt­fel­sen der Fran­ken­Pfalz auf­ge­stell­ten Klo­häus­chen wur­den gut angenommen.

Bould­er­cups in „Clim­bers City“ Auerbach

Auch in Auer­bach wur­den neue Maß­stä­be gesetzt. In der dor­ti­gen Hel­mut-Ott-Hal­le fan­den am Sams­tag die Deut­schen Jugend­mei­ster­schaf­ten, am Sonn­tag der Deut­sche Bould­er­cup statt. Nie­mals zuvor gab es mehr Teil­neh­mer (150) bei einer Deut­schen Jugend­mei­ster­schaft, nie­mals gab es mehr Zuschau­er bei einem Deut­schen Bould­er­cup. Zum Fina­le des Cups fan­den sich mehr als 1300 Fran­ken­ju­ra-Klet­te­rer und Auer­ba­cher Bür­ger ein, um einen span­nen­den Wett­kampf zu erle­ben. DAV-Offi­zel­ler und Festi­vals­mo­de­ra­tor Mat­thi­as Kel­ler zeig­te sich von der Stim­mung beein­druckt, die er bei einem Deut­schen Bould­er­cup so noch nicht erleb­te und die Auer­ba­cher Ver­an­stal­tung mit dem Bould­er­welt­cup in Mün­chen gleichsetzte.

Indes lie­fer­ten die Wett­kämp­fer einen welt­cu­p­rei­fen Auf­tritt: Tho­mas Tau­porn setz­te sich in einem Herz­schlag­fi­na­le vor Alex­an­der Megos und Mar­kus Jung bei den Her­ren durch. Und Julia Win­ter gewann denk­bar knapp die Damen­wer­tung vor Isa­bell Lei­ner und Doro­thea Karalus.
Bei der anschlie­ssen­den Sie­ger­eh­rung zeig­te sich Auer­bachs Bür­ger­mei­ster Joa­chim Neuß über­wäl­tigt von der Festi­vals-Stim­mung und tauf­te sei­ne Stadt spon­tan in „Clim­bers City“ um. Danach ent­führ­ten Hol­ger Heu­ber und Ste­fan Glo­wacz in einer Open-Air Kulis­se vor der Wett­kampf­hal­le und einer rie­si­gen Lein­wand zu ihren Klet­ter­aben­teu­ern nach Bra­si­li­en und auf Baf­fin Island.

Beschlos­sen wur­de der Abend mit einer def­ti­gen After-Climb Par­ty. Hier­für hat­te Auer­bachs Bür­ger­mei­ster und Festi­vals­men­tor Joa­chim Neuss war von der Ver­an­stal­tung der­art eigens die Sperr­stun­de auf zwei Uhr nachts ver­legt. In Auer­bach fand am Sonn­tag eben­falls vor den Augen von 500 Zuschau­ern ein kurz­wei­li­ger Slack­li­ne-Con­test der Fir­ma Slack­li­ne-Tools statt, aus dem Lukas Irm­er als Sie­ger hervorging.

20.000 Besu­cher beim Outdoortag

Rund 20.000 Besu­cher ver­gnüg­ten sich am Pfingst­mon­tag beim Out­door­tag im auto­frei­en Peg­nitz­tal zwi­schen Vel­den und Rup­p­recht­ste­gen. Ein krö­nen­der Abschluss des vier­tä­gi­gen Mar­mot Fran­ken­ju­ra Kletterfestivals.

Über­ragt von einer beein­drucken­den Fels­ku­lis­se zwi­schen den Orten Vel­den, Lungs­dorf und Rup­p­recht­ste­gen auf einer Strecke von etwa drei Kilo­me­tern fla­nier­ten die Gäste über die für Autos gesperr­te Stra­ße. Tau­sen­de begei­ster­ten sich für das viel­fäl­ti­ge Mit­mach­pro­gramm, das unter ande­rem : Von Bogen­schie­ßen, Slack­li­ne, Klet­ter­turm, Schnup­per­golf, Beach­vol­ley­ball, Feu­er­boh­ren, E‑Biken oder Lamas strei­cheln und vie­les mehr war alles gebo­ten und konn­te aus­pro­biert wer­den. Die­ses Ange­bot nutz­ten Ein­hei­mi­sche wie Inter­es­sier­te aus der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg-Fürth-Erlan­gen glei­cher­ma­ßen. Eine gelun­ge­ne Wer­bung für die Natur­sport­mög­lich­kei­ten im Obe­ren Pegnitztal.
Zu sehen gab es auch attrak­ti­ven Klet­ter­sport: An der Anka­tal­wand klet­ter­ten Ste­fan Glo­wacz und Sarah See­ger durch die Süd­wand unter dem Bei­fall von tau­sen­den von Zuschauern.

Rekor­de beim Festival

So wur­de das Mar­mot-Fran­ken­ju­ra-Klet­ter­fe­sti­val zum Event der Rekor­de. Nie gab es mit 1600 Besu­chern eine grö­ße­re Klet­ter­er­par­ty in Deutsch­land. Nie gab es mehr Jugend­li­che, die an einer Deut­schen Jugend­mei­ster­schaft teil­nah­men. Nie waren in der Auer­ba­cher Hel­mut-Ott-Hal­le mehr Zuschau­er bei einer Ver­an­stal­tung, als die mehr als 1300 Fans des Deut­schen Bould­er­cup­fi­nals. Und der Out­door­tag im Obe­ren Peg­nitz­tal am Pfingst­mon­tag lock­te gar mehr als 20.000 Natur­sport­in­ter­es­sier­te an, bis­lang die größ­te Drau­ßen-Ver­an­stal­tung in der Regi­on über­haupt. So ist es kein Wun­der, dass die näch­ste Auf­la­ge des Festi­vals im kom­men­den Jahr bereits in Pla­nung ist.

Klet­te­rer sind willkommen

Die Fran­ken­Pfalz hat als Ver­an­stal­ter die­ses Leucht­turm­pro­jek­tes – sowohl für die Regi­on, als auch für den euro­päi­schen Klet­ter­sport – ein deut­li­ches Signal gesetzt. Klet­te­rer sind will­kom­men in der Fran­ken­Pfalz, die einen wesent­li­chen Schwer­punkt ihres Enga­ge­ments für den Klet­ter­sports auf Nach­hal­tig­keit setzt.

Der Auf­wärts­trend im Klet­ter­sport hält seit mehr als 20 Jah­ren unun­ter­bro­chen an. Eine wei­te­re Zunah­me von Klet­te­rern an den Fel­sen der Fran­ken­Pfalz sowie im gesam­ten Fran­ken­ju­ra ist des­halb abseh­bar. Sven König, der in der Zusam­men­ar­beit mit Chef­or­ga­ni­sa­tor Horst Für­sat­tel die Erst­ver­an­stal­tung kon­zi­piert hat, sieht eini­ges an Arbeit auf die Fran­ken­Pfalz zukom­men. „Jetzt muss die Infra­struk­tur in Form von Park- und Zelt­plät­zen, Toi­let­ten und Infor­ma­ti­ons­struk­tu­ren geschaf­fen wer­den, um ein Mit­ein­an­der von Klet­ter­sport­lern, einer unbe­la­ste­ten Natur und der Bevöl­ke­rung dau­er­haft zu erhal­ten“. Einer Bevöl­ke­rung, die den Klet­ter­sport in ihr Herz zu schlie­ßen beginnt.

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