Lesung der Autorin Anna Tüne in Bay­reuth: „Von der Wie­der­her­stel­lung des Glücks“

Am Don­ners­tag, 24. Mai, um 19 Uhr, lädt die Stadt­bi­blio­thek Bay­reuth gemein­sam mit der Deutsch-Fran­zö­si­schen Gesell­schaft Bay­reuth zu einer Lesung der Autorin Anna Tüne ein, die im Café Sam­oc­ca in RW21 (bei gutem Wet­ter auf der Dach­ter­ras­se) aus ihrem Buch „Von der Wie­der­her­stel­lung des Glücks – Eine deut­sche Kind­heit in Frank­reich“ lesen wird. Der Ein­tritt kostet 6 Euro, ermä­ßigt 5 Euro.

Zum Inhalt des Buches: Ein idyl­lisch gele­ge­nes Dorf in Frank­reich weni­ge Jah­re nach dem Zwei­ten Welt­krieg: Die klei­ne Anna läuft über den Markt­platz. Da stol­pert sie Mat­té in die Arme, dem Dorf­narr, der sie mit boh­ren­den Augen anstarrt. Die ande­ren Kin­der im Dorf lie­ben ihn, doch für Anna ist er ein Graus, denn nur ihr und ihren Geschwi­stern gel­ten die bösen Wor­te, die aus Mat­té her­aus­bre­chen: „Deut­sche Schweine!“

Ein bizar­res Besied­lungs­pro­gramm hat­te Annas Fami­lie, ursprüng­lich aus Posen stam­men­de Bau­ern, dazu gebracht, sich aus­ge­rech­net in Frank­reich anzu­sie­deln. Die Eltern hat­ten alles ver­lo­ren: Der Vater war ver­wun­det von der Front zurück­ge­kehrt, der Mut­ter hat­ten sich die Bom­ben­näch­te in die See­le gebrannt. Auf einem ver­las­se­nen Bau­ern­hof in der Dau­phi­né ver­such­ten sie nun einen Neu­an­fang. Deut­sche Ver­trie­be­ne, ver­schla­gen in jene Gegend, in der die deut­schen Besat­zer noch vor Kur­zem bestia­lisch gewü­tet hatten.

In lite­ra­ri­schen Puz­zle-Stücken erzählt Anna Tüne die Geschich­te einer höchst unge­wöhn­li­chen Inte­gra­ti­on. Sie erzählt von der Zer­ris­sen­heit, mit der sich die fran­zö­si­sche Dorf­be­völ­ke­rung auf die deut­sche Fami­lie zu beweg­te: die tie­fe Abnei­gung der Gemein­de – und deren Ergrif­fen­heit ange­sichts des melan­cho­li­schen Gesangs der Mut­ter beim ersten Kirch­gang; die unaus­lösch­ba­ren Erin­ne­run­gen an die von der SS zu Tode Gefol­ter­ten – und die voll­kom­me­ne Unschuld der deut­schen Kin­der; der Ver­rat durch Kol­la­bo­ra­teu­re – und das Wis­sen über deut­sche Kame­ra­den in der Résistance.

Mit Poe­sie und scho­nungs­lo­ser Ehr­lich­keit ent­wirft Anna Tüne ein span­nen­des und höchst kom­ple­xes Bild über den Umgang von Deut­schen und Fran­zo­sen, von Opfern und Tätern, von Schul­di­gen und Unschul­di­gen nach dem Krieg. Vor allem aber erzählt sie die berüh­ren­de Geschich­te einer Kind­heit, die vom Zau­ber der Welt erfasst war und über die sich das Erbe der Her­kunft bis­wei­len wie ein dunk­ler Schat­ten legte.