Gedan­ken zu Maria Licht­mess am 2. Februar

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Erst mit die­sem Tag endet die Weih­nachts­zeit. Die mei­sten Zeit­ge­nos­sen befin­den sich aber längst wie­der im All­tags­trott bzw. im Faschings­fie­ber. Frü­her war der 2. Febru­ar offi­zi­el­ler Fei­er­tag und spiel­te im bäu­er­li­chen Jah­res­kreis eine wich­ti­ge Rol­le. Dienst­bo­ten wech­sel­ten ihren Arbeit­ge­ber und die Kraft des Lich­tes wur­de gemes­sen, um die Chan­cen für den Acker­bau abzu­schät­zen. Gele­gent­lich wird wie in Neustadt/​Aisch ein Monats­markt nach Licht­mess benannt und die römisch-katho­li­sche Kir­che weiht an die­sem Tag (wun­der­tä­ti­ge) Kerzen.

In Isra­el war es üblich, den erst­ge­bo­re­nen Sohn 40 Tage nach sei­ner Geburt im Tem­pel zu Jeru­sa­lem vor Gott zu brin­gen. Die Wall­fahrt zum Tem­pel war zugleich ein Akt der Dank­bar­keit und der Ver­pflich­tung, das Neu­ge­bo­re­ne nach den Gebo­ten Got­tes zu erzie­hen. So mach­ten es auch Maria und Josef.

Wer heu­te Geburts­an­zei­gen in der Zei­tung liest, fin­det sel­ten einen reli­giö­sen Bezug. Der „moder­ne“ Mensch nimmt das Leben als selbst­ver­ständ­lich hin, meint gar, ein Recht auf Glück und Gesund­heit, auf erfolg­rei­che Kin­der zu haben, ein dum­mer Irr­tum, der oft zur Abtrei­bung des eige­nen Kin­des führt, wenn die vor­ge­burt­li­che Unter­su­chung eine Behin­de­rung des Kin­des offen­bart. zudem lei­den vie­le Spröss­lin­ge unter dem über­zo­ge­nen Ehr­geiz ihrer Erzeuger.

Die „Dar­stel­lung des HERRN“, so die luthe­ri­sche Bezeich­nung für Licht­mess, fin­det sich auf dem Peri­ngs­dör­fer Altar in der Nürn­ber­ger Frie­dens­kir­che: Die Jung­frau Maria und der alte Pro­phet Sime­on rei­chen das Jesus­kind über dem Opfer­al­tar dem Hohe­prie­ster zu. Die Per­so­nen wir­ken vor­nehm, erha­ben, geklei­det nach der Mode des spä­ten Mit­tel­al­ters. Ihre Züge sol­len der Stif­ter­fa­mi­lie Peri­ngs­dör­fer nach­emp­fun­den sein. So dür­fen auch wir uns hin­ein neh­men las­sen in die Heils­ge­schich­te Got­tes mit sei­nem aus­er­wähl­ten Volk. Die Erzäh­lun­gen der bibel sind eben kei­ne alten Geschich­ten, son­dern sie spre­chen uns heu­te unmit­tel­bar an, rufen uns zur Entscheidung.

Jesus betrat völ­lig unauf­fäl­lig das Hei­lig­tum, denn die „Dar­stel­lung“ eines Erst­ge­bo­re­nen war damals All­tags­rou­ti­ne. Viel­leicht will er heu­te so auch unser Herz betre­ten, über­hört, über­se­hen im All­tags­ge­wühl, im Wider­streit unse­rer Gefüh­le. Wo wir ihn aber auf­neh­men, da ver­klärt sich unser Leben, da wird es hell und warm. So hat der Künst­ler des Peri­ngs­dör­fer Altars die­se an sich all­täg­li­che Sze­ne in ein hoheits­vol­les Licht getaucht.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de