Wirt­schafts­mi­ni­ster Mar­tin Zeil über­gibt För­der­be­scheid für zukunfts­wei­sen­des For­schungs­pro­jekt in Bayreuth

Von li.: Martin Zeil, MdL, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr  und Technologie; Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann, Inhaber des Lehrstuhls für Technische  Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT) und Leiter des Zentrums für Energietechnik  an der Universität Bayreuth; Prof. Dr.-Ing. Andreas Weiß, Prodekan der Fakultät Maschinen-  bau / Umwelttechnik der Hochschule Amberg-Weiden; Dr.-Ing. Rolf Pfeiffer, geschäftsführender Gesellschafter der DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO.

Über­ga­be des Förderbescheids

Das Poten­zi­al zur Strom­ge­win­nung aus indu­stri­el­ler Abwär­me ist längst bekannt, doch eine tech­nisch aus­ge­reif­te und wirt­schaft­li­che Lösung ist bis­her auf dem Markt nicht ver­füg­bar. Das soll sich jetzt ändern mit einem von der Baye­ri­schen For­schungs­stif­tung geför­der­ten For­schungs­vor­ha­ben des Lehr­stuhls für Tech­ni­sche Ther­mo­dy­na­mik und Trans­port­pro­zes­se (Prof. Dr.-Ing. Die­ter Brüg­ge­mann) an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, der dabei mit der Hoch­schu­le für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten – Fach­hoch­schu­le Amberg-Wei­den (Prof. Dr.-Ing. Andre­as Weiß) und mit der DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO. in Amberg koope­riert. Um den hohen Inno­va­ti­ons­grad und die Aktua­li­tät des For­schungs­vor­ha­bens zu unter­strei­chen, kam der Baye­ri­sche Wirt­schafts­mi­ni­ster Mar­tin Zeil am Mon­tag per­sön­lich in die inge­nieur­wis­sen­schaft­li­che Fakul­tät für Ange­wand­te Natur­wis­sen­schaf­ten und über­gab hier den För­der­be­scheid in Höhe von 325.000 € an die Projektpartner.

Pro­fes­sor Brüg­ge­mann, der an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth das Zen­trum für Ener­gie­tech­nik lei­tet, bestärk­te in sei­nen Begrü­ßungs­wor­ten die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung dar­in, die Ener­gie­for­schung in Bay­ern wei­ter aus­zu­bau­en. Es sei rich­tig, die For­schungs­ak­ti­vi­tä­ten in Zen­tren wie der TU Mün­chen oder dem Ener­gie­cam­pus Nürn­berg zu kon­zen­trie­ren. Zugleich beton­te er, dass eben­so das an ande­ren Stand­or­ten über lan­ge Jah­re erar­bei­te­te Know-how genutzt und wei­ter­ent­wickelt wer­den sol­le. Dabei ver­wies er ins­be­son­de­re auf Koope­ra­tio­nen zwi­schen dem Zen­trum für Ener­gie­tech­nik in Bay­reuth, den genann­ten Stand­or­ten Mün­chen und Nürn­berg, sowie wei­te­ren Insti­tu­ten wie dem ZAE Bay­ern und dem ATZ in Sulz­bach-Rosen­berg. Auch eine stär­ke­re regio­na­le Ver­net­zung von Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len für Ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten, wie sie bei­spiels­wei­se in der kürz­lich geschaf­fe­nen Tech­no­lo­gie­al­li­anz Ober­fran­ken (TAO) zum Aus­druck kom­me, sei unabdingbar.

Wirt­schafts­mi­ni­ster Mar­tin Zeil begrüß­te die­se For­men der Zusam­men­ar­beit und stell­te in sei­ner Rede her­aus, wie wich­tig es sei, dass sich alle baye­ri­schen Stand­or­te mit Ener­gie­kom­pe­tenz mit­ein­an­der ver­net­zen. Es sei eine wesent­li­che Zukunfts­auf­ga­be, die Ener­gie­wen­de so zu gestal­ten, dass baye­ri­sche Wirt­schafts­kraft und Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft gestärkt dar­aus her­vor­ge­hen. Hier­für lei­ste auch das jetzt von der Baye­ri­schen For­schungs­stif­tung geför­der­te Vor­ha­ben einen Bei­trag, das auf die effi­zi­en­te Ener­gie­ge­win­nung aus vor­han­de­nen Abwär­me­strö­men abzielt. „In die­sem inno­va­ti­ven Pro­jekt ‚Made in Bava­ria’ wird sogar hei­ße Luft zu Geld gemacht“, so der Minister.

Anschlie­ßend über­gab der Mini­ster den För­der­be­scheid an Pro­fes­sor Brüg­ge­mann, Pro­fes­sor Weiß sowie an Dr.-Ing. Rolf Pfeif­fer, der als geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter für die DEPRAG tätig ist. Er wünsch­te den Koope­ra­ti­ons­part­nern viel Erfolg bei den anste­hen­den Aufgaben.

Hin­ter­grund:

Das von der Baye­ri­schen For­schungs­stif­tung (BFS) teil­fi­nan­zier­te Pro­jekt zielt dar­auf ab, auf Basis des Orga­nic Ran­ki­ne Cycles (ORC) ein Minik­raft­werk zu ent­wickeln, das vor­han­de­ne Abwär­me­strö­me effi­zi­ent in elek­tri­sche Ener­gie umwan­delt. Durch den Ein­satz einer völ­lig neu­ar­ti­gen Mikro-Expan­si­ons­tur­bi­ne soll der Anla­gen­wir­kungs­grad maxi­miert wer­den. Eine erste Demon­stra­ti­ons­an­la­ge wird 2013 in Bay­reuth errichtet.

Ange­sto­ßen wur­de das Pro­jekt dadurch, dass die Zahl der Anfra­gen nach markt­gän­gi­gen Lösun­gen im Bereich der Ver­stro­mung indu­stri­el­ler Abwär­me in jüng­ster Zeit deut­lich gestie­gen ist. Es zeigt sich hier­bei ein Trend zu dezen­tra­len Lösun­gen im Lei­stungs­be­reich von 10 bis 50 kWel. Unter­neh­men sind auf Grund stei­gen­der Ener­gie­prei­se zuneh­mend dar­an inter­es­siert, auch Abwär­me­strö­me mit gerin­gen Wär­me­lei­stun­gen auf einem Tem­pe­ra­tur­ni­veau klei­ner 400 °C effi­zi­ent nut­zen zu kön­nen. Der Lei­stungs­be­reich der auf dem Markt ver­füg­ba­ren Anla­gen liegt jedoch in der Regel ober­halb von 50 kWel, so dass die genann­ten Poten­zia­le in vie­len Indu­strie­pro­zes­sen bis­her nicht genutzt wer­den können.

Ein wei­te­res viel­ver­spre­chen­des Anwen­dungs­ge­biet sehen die Pro­jekt­part­ner in der Nach­ver­stro­mung von Abwär­me im Bereich von Bio­gas-BHKWs. Das Bio­gas-Mess­pro­gramm II der Fach­agen­tur Nach­wach­sen­de Roh­stof­fe e.V. beleg­te 2009, dass ledig­lich ca. 25% der Bio­gas­an­la­gen in Deutsch­land über eine frem­de Ver­wer­tung der Abwär­me ver­fü­gen. Fast 10% der Anla­gen besit­zen kei­ner­lei Wär­me­nut­zungs­kon­zept, in den rest­li­chen Fäl­len ist das Wär­me­kon­zept zumin­dest unzu­rei­chend. Die Ver­stro­mung die­ser Abwär­me führt zu einer erheb­li­chen Reduk­ti­on der CO2-Emis­sio­nen und zu einer deut­li­chen Ver­bes­se­rung der wirt­schaft­li­chen Gesamt­bi­lanz der Biogasanlagen.

Der Lehr­stuhl für Tech­ni­sche Ther­mo­dy­na­mik und Trans­port­pro­zes­se (LTTT) in Bay­reuth stärkt mit dem genann­ten For­schungs­vor­ha­ben sei­ne Kom­pe­ten­zen auf dem Gebiet der Abwär­me­nut­zung und des Orga­nic Ran­ki­ne Cycles. Zudem ver­deut­licht das Vor­ha­ben das Enga­ge­ment der gesam­ten Uni­ver­si­tät Bay­reuth in der Ener­gie­for­schung und Ener­gie­tech­no­lo­gie. Die Hoch­schu­le Amberg-Wei­den baut durch das Vor­ha­ben die Exper­ti­se im Bereich der Mini-Expan­si­ons­agg­re-gate wei­ter aus. Die DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO ver­deut­licht mit dem Pro­jekt ihr Pro­fil als inno­va­ti­ves und zukunfts­wei­sen­des Unter­neh­men und wird für sich einen neu­en Markt im Bereich Abwär­me­nut­zung erschließen.

Ansprech­part­ner für wei­te­re Informationen:

Prof. Dr.-Ing. Die­ter Brüggemann
LTTT – Uni­ver­si­tät Bayreuth
95440 Bayreuth
Tele­fon: +49 (0)921 / 55 – 7160
E‑Mail: brueggemann@​uni-​bayreuth.​de