Ver­an­stal­tung des SPD-Kreis­ver­ban­des Forch­heim zum The­ma Energiewende

Aus­stieg aus der Atom­ener­gie: Chan­cen für den länd­li­chen Raum

Podiumsdiskussion in Gräfenberg

Podi­ums­dis­kus­si­on in Gräfenberg

„Wenn wir Bür­ger beim Umstieg auf rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien nicht selbst in Anla­gen inve­stie­ren, wer­den in eini­gen Jah­ren Invest­ment­fir­men bei uns die­se Anla­gen errich­ten. Die Invest­ment­fir­men wer­den nur nach wirt­schaft­li­chen Gesichts­punk­ten die Art und den Ort ihrer Anla­gen wäh­len. Wün­sche der Bür­ger wer­den eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spielen.“

Dies war eine Erkennt­nis bei der Ver­an­stal­tung der Kreis-SPD, die Anfang Juli in Grä­fen­berg statt­fand. Der ener­gie­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD Land­tags­frak­ti­on Lud­wig Wör­ner ging in sei­ner Rede auf die Poten­tia­le der ver­schie­de­nen rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien, die aktu­el­len För­der­pro­gram­me und die Bedeu­tung der Kom­mu­nen beim Umstieg auf erneu­er­ba­ren Ener­gien ein. Nur mit einer brei­ten bür­ger­li­chen Betei­li­gung wird der Umstieg gelin­gen. Es müs­sen von allen Sei­ten der Gesell­schaft Zuge­ständ­nis­se gemacht wer­den. Er for­dert aber auch ein Umden­ken, der För­der­re­geln, so muss z.B. die För­de­rung der Ener­gie­pflan­ze Mais wegen ihrem hohen Ener­gie­wer­ten stark zurück­ge­fah­ren wer­den, damit in Bio­mas­sen­kraft­wer­ken wie­der ver­mehrt Zwi­schen­frucht­pflan­zen und Gül­le zu Strom gemacht wer­den. Jede Gemein­de ist auf­ge­for­dert einen Plan zu erstel­len, wie sie die Ener­gie, die sie ver­braucht selbst erzeu­gen kann und wel­ches Ein­spar­po­ten­ti­al vor­han­den ist. Ein Bei­spiel wäre der Rück­kauf der Strom­net­ze. Durch akri­bi­sche Pla­nungs­ab­stim­mun­gen in Bezug auf den Aus­bau orts­na­her Ener­gie­er­zeu­gung mit den Nach­bar­ge­mein­den ent­ste­hen so sta­bi­le und effi­zi­en­te Energienetze.

Dr. Tho­mas E. Ban­ning, Vor­stand der Natur­strom AG, zeig­te in einer Prä­sen­ta­ti­on wie sich das aktu­el­le deut­sche Ener­gie­netz dezen­tra­li­sie­ren lässt. Durch die Schaf­fung klei­ner Struk­tu­ren mit genutz­ter Kraft-Wär­me­kopp­lung wird ein sehr hoher Wir­kungs­grad erreicht und eine Wert­schöp­fung in der jewei­li­gen Regi­on erzielt. Poten­ti­al also auch für den länd­li­chen Raum. Als Bei­spiel nann­te Dr. Ban­ning eine Bio­gas­an­la­ge im Außen­be­reich einer Gemein­de. Das Gas wird im Ort von klei­ne­ren Block­heiz­kraft­wer­ken zu Strom umge­setzt und mit der Abwär­me wer­den Gebäu­de beheizt oder gekühlt. Die Natur­strom AG will noch in die­sem Jahr den Bür­ger durch die Grün­dung regio­na­ler Ener­gie­ge­sell­schaf­ten wie z.B. einer Gesell­schaft Frän­ki­sche Schweiz die Mög­lich­keit anbie­ten, Teil­ha­ber von Anla­gen zu werden.

Dr. Her­bert Bart­hel Refe­rent für Ener­gie und Kli­ma­schutz des Bund Natur­schutz ging in sei­nem Vor­trag auf die in der Ener­gie­de­bat­te oft gefor­der­ten Ener­gie­spei­cher ein. Dabei unter­schied er zwei Arten. Zum einem müs­sen kurz­fri­sti­ge Schwan­kun­gen in Net­zen aus­ge­gli­chen wer­den. Die­se ent­ste­hen durch dezen­tra­len Struk­tu­ren und der Abhän­gig­keit man­cher erneu­er­ba­ren Ener­gien von der Natur. So füh­ren z.B. vor­bei­zie­hen­de Wol­ken bei Solar­kraft­wer­ken zu Lei­stungs­schwan­kun­gen, die sehr schnell ent­ste­hen kön­nen. Dafür benö­tigt man klei­ne­re elek­tri­sche Baugruppen.

Die zwei­te Spei­cher­art betrifft das län­ger­fri­sti­ge Spei­chern von Ener­gie, wenn zu viel erzeugt wird und das Abru­fen, wenn die Kraft­wer­ke nicht genü­gend Ener­gie lie­fern kön­nen. Dr. Bart­hel sieht da vie­le inter­es­san­te Tech­no­lo­gien, wie z.B. das Umwan­deln von Strom in Methan­gas. Die­se Tech­no­lo­gien müs­sen in den näch­sten Jah­ren wei­ter erforscht wer­den. Für Dr. Bart­hel ist die Zeit aus­rei­chend, da durch den Schritt­wei­ten Aus­bau der rege­ne­ra­ti­ven Ener­gie­ge­win­nung die­se Tech­nik erst in eini­gen Jah­ren zur Ver­fü­gung ste­hen muss. Das aktu­el­le Son­nen­en­er­gie­an­ge­bot z.B. folgt zeit­lich dem jeweils aktu­el­len Strom­be­darf, tags­über und gera­de zur Mit­tags­spit­ze erreicht die Solar­ener­gie ihr Ange­bots­ma­xi­mum, sie ist somit sehr gut für Mit­tel­last­deckung geeig­net und auf­grund des­sen ein wich­ti­ger Bau­stein im Energiemix.

Im Anschluss der Vor­trä­ge wur­de auf einem Podi­um zusam­men mit den Zuhö­ren die Mög­lich­kei­ten im Land­kreis Forch­heim erör­tert. Der Dis­kus­si­ons­lei­ter und stellv. SPD Kreis­vor­sit­zen­de Gerd Zim­mer schaff­te es dabei, kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen der Podi­ums­teil­neh­mer zu ermög­li­chen und Fra­gen der Zuhö­ren einzubinden.

Beim The­ma Wind­ener­gie for­der­te der Ver­tre­ter des Forch­hei­mer Bau­ern­ver­ban­des Hans Eben­hack, das Wind­rä­der nur an Stand­or­ten errich­tet wer­den sol­len, die ein wirt­schaft­li­ches Betrei­ben ermög­li­chen. SPD-Kreis­rat und 2. Bür­ger­mei­ster Grä­fen­bergs Hans-Jür­gen Nekol­la war sich sicher, dass man aus dem Feh­lern, die bei der Auf­stel­lung des Wind­ra­des in Karsberg gemacht ler­nen kann und sieht in der Wind­ener­gie auch im Land­kreis Forch­heim Potential.

SPD-Kreis­vor­sit­zen­der Rei­ner Bütt­ner ergänz­te, dass bei der aktu­el­len Über­ar­bei­tung des Regio­nal­plans Ober­fran­ken-West ein strik­ter Kri­te­ri­en­ka­ta­log für die Defi­ni­ti­on der Vor­rang­ge­bie­te für Wind­ener­gie­an­la­gen genutzt wird. So ist z.B. ein Abstand von 1000 Meter zu Wohn­bau­flä­chen fest­ge­schrie­ben. Bütt­ner warb des­halb dafür, dass nach­dem die Über­ar­bei­tung des Pla­nes im Som­mer die­sen Jah­res abge­schlos­sen ist, man sich gemein­de­über­grei­fend Gedan­ken macht, was im Land­kreis Forch­heim an Anla­gen errich­tet wer­den kann.

Neben der Ener­gie­ge­win­nung ging es aber auch dar­um, wie der Ener­gie­ver­brauch ver­rin­gert wer­den kann. Neben den Mög­lich­kei­ten für Kom­mu­nen wie z.B. das Umstel­len der Stra­ßen­be­leuch­tung auf Ener­gie­spar­lam­pen gibt es nach dem Chef der SPD Ener­gie­of­fen­si­ve Forch­heim Ger­hard Pospi­schil, die seit mehr als 10 Jah­ren Auf­klä­rungs­ar­beit lei­stet, in jedem Pri­vat­haus­halt immenses Einsparpotential.

Für die Kreis-SPD stell­te am Schluss Rei­ner Bütt­ner noch­mals klar, dass Bür­ger­be­tei­li­gung für sie ein wich­ti­ger Schlüs­sel zum Gelin­gen der gesell­schaft­li­chen Auf­ga­be Ener­gie­wen­de ist. Infor­ma­ti­ons- und Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung nötig sind, Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und auf die vie­len posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen hin­zu­wei­sen. Er ver­sprach, dass die SPD des­halb wei­ter in die­sem Poli­tik­feld stark aktiv sein wird und auch dar­auf ach­ten wird, dass die Kosten der Ener­gie­wen­de sozi­al gerecht auf­ge­teilt werden.