Exkur­si­on ins Kopfeichenland

Kopfeichen bei Honings

Kopf­ei­chen bei Honings

Am Sonn­tag den 17. Juli fan­den sich 22 Inter­es­sier­te zur Exkur­si­on „Kopf­ei­chen am Hetz­le­ser Berg“ in Hetz­les ein. Im Rah­men von Bay­ern­Tour­Na­tur ver­an­stal­te­te der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim gemein­sam mit dem Lan­des­bund für Vogel­schutz Forch­heim die klei­ne Wan­de­rung ins Gebiet der Kopf­ei­chen. Zuerst erläu­ter­te Leo Anwan­der – Pro­jekt­ma­na­ger „Kul­tur- und Natur­land­schaft mit Kopf­ei­chen am Hetz­le­ser Berg“ – die kul­tur­hi­sto­ri­schen Aspek­te: Zu Beginn der indu­stri­el­len Revo­lu­ti­on im Groß­raum Nürn­berg stieg der Bedarf an Leder. Haupt­säch­lich für Trieb­rie­men an den Dampf­ma­schi­nen und zum größ­ten Teil für die Tex­til­in­du­strie. Eine hal­be Rinds­haut pro Web­stuhl pro Monat ver­brauch­te z.B. die Fir­ma Weber&Ott in Forch­heim für ihre Webstühle.

Die Äste wur­den abge­schnit­ten, die Rin­de abge­schält, getrock­net und gemah­len. Schließ­lich das Leder in einen Sud ein­ge­legt. Durch den regel­mä­ßi­gen Schnitt der Äste ent­stand die cha­rak­te­ri­sti­sche Kopf­form, wie man sie auch von Kopf­wei­den kennt.

Gun­ter Brokt vom LBV erzähl­te wie auch er noch als Kind in den 1950er Jah­ren mit zum „Lohe klop­fen“ hin­aus muss­te. Mit Ein­zug der che­mi­schen Ger­bung wur­de die Lohe immer weni­ger nach­ge­fragt und die Kopf­ei­chen wur­den vernachlässigt.

Über das Pro­jekt des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des Forch­heim wird nun ver­sucht, zusam­men mit den Eigen­tü­mern die Lohe­ei­chen wie­der einer fach­ge­rech­ten Pfle­ge zuzu­füh­ren, damit die­se ein­zig­ar­ti­gen Bäu­me erhal­ten bleiben.

Die im Inne­ren oft bereits hoh­len Bäu­me kön­nen durch ihr Eigen­ge­wicht aus­ein­an­der fal­len. Zusam­men mit den Bäu­men wür­den auch ganz spe­zi­el­le Tier- und Insek­ten­ar­ten ihren Lebens­raum ver­lie­ren. Denn wirk­lich hohl sind die Bäu­me nicht, sie sind meist mit Mulm gefüllt. Das ist bereits zer­setz­tes Holz, wel­ches in sei­ner Kon­si­stenz an Säge­spä­ne erin­nert. Es ist der Lebens­raum für holz­be­woh­nen­de Käfer, wie den Ere­mi­ten. Die­ser fas­zi­nie­ren­de Bewoh­ner hat Rund um den Hetz­le­ser Berg eines der größ­ten Vor­kom­men in Bay­ern und mög­li­cher­wei­se ganz Europa.

Her­bert Kolb vom Amt für Ernäh­rung. Land­wirt­schaft und For­sten aus Ans­bach erklärt aus­führ­lich die Schnitt­tech­ni­ken an Kopf­bäu­men. Er beschäf­tigt sich nicht nur in Fran­ken mit Kopf­bäu­men son­dern z.B. auch in Süd­ti­rol. Ihm ist es ein Anlie­gen mög­lichst vie­le Bäu­me durch den rich­ti­gen tra­di­tio­nel­len Schnitt – nahe am Kopf des Bau­mes – zu erhal­ten und so die Kopf­bäu­me zu revitalisieren.

Schließ­lich gibt Gun­ter Brokt noch Aus­kunft über die Vogel- und Tier­welt, die sich in und an den Bäu­men beob­ach­ten lässt. Vie­le Fle­der­mäu­se wie der Abend­seg­ler nut­zen, wenn der Mulm auf­ge­zehrt und der Baum hohl ist, die Kopf­bäu­me als Quar­tier. Genau­so wie der Sie­ben­schlä­fer ger­ne die Höh­len nutzt. Auch der Wen­de­hals und Grün­specht sind hier noch häu­fig anzutreffen.