Offe­ner Brief: „CSU Füh­rung ver­dient in Demo­kra­tie­ver­ständ­nis eine Sechs“

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Anläss­lich der hef­ti­gen Attacken von Mini­ster­prä­si­dent Horst See­ho­fer und CSU-Gene­ral­se­kre­tär Alex­an­der Dob­rindt auf die künf­ti­ge grün-rote Regie­rung von Baden-Würt­tem­berg erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, baye­ri­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Spre­che­rin für Pfle­ge- und Alten­po­li­tik der Bun­des­tags­frak­ti­on Bünd­nis 90/​Die Grünen:

Die Wahl­nie­der­la­ge der Schwe­ster­par­tei und der Regie­rungs­wech­sel im benach­bar­ten Baden-Würt­tem­berg sind für die CSU offen­sicht­lich ein schwe­res Trau­ma. Aber Angst ist ein schlech­ter Bera­ter, wie man an der Reak­ti­on der CSU-Füh­rung fest­stel­len kann.

Wenn CSU-Gene­ral­se­kre­tär Alex­an­der Dob­rindt den desi­gnier­ten baden-würt­tem­ber­gi­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Win­fried Kret­sch­mann als Fehl­be­set­zung und die Grü­nen als Kra­wall­ma­cher, Stei­ne­wer­fer und Brand­stif­ter bezeich­net, betä­tigt er sich in der Tat als poli­ti­scher Brand­stif­ter der übel­sten Sor­te. Er ver­lässt die Ebe­ne der sach­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung und macht deut­lich, dass es ihm nicht um Inhal­te geht, son­dern um Pole­mik zum Zwecke des Machterhaltes.

Gleich­zei­tig ver­höhnt Dob­rindt die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler, die sich klar für einen Poli­tik­wech­sel in Baden-Würt­tem­berg aus­ge­spro­chen haben, und spricht ihnen die Fähig­keit ab, eine qua­li­fi­zier­te Ent­schei­dung zu tref­fen. Die CSU miss­ach­tet damit eine gute demo­kra­ti­sche Tra­di­ti­on, näm­lich den Wett­be­werb um die besten Ideen und Köp­fe. Anstatt sich mit einer ande­ren Energie‑, Ver­kehrs- oder Bil­dungs­po­li­tik aus­ein­an­der zu set­zen, spre­chen See­ho­fer und Dob­rindt von einem System­wech­sel und einer grün-roten Plan­wirt­schaft. Anstatt die wirt­schaft­li­chen Chan­cen des boo­men­den Mark­tes für erneu­er­ba­re Ener­gien und Umwelt­tech­nik zu begrei­fen, schü­ren sie die Angst vor einem auto­ri­tä­ren System, dass wir in Deutsch­land Gott sei Dank über­wun­den haben. Hier ist neben dem Demo­kra­tie­ver­ständ­nis offen­sicht­lich auch das Geschichts­wis­sen mehr als man­gel­haft aus­ge­bil­det. Den Herrn See­ho­fer und Dob­rindt kann ich nur raten, ein­mal gründ­lich ihre Haus­ar­bei­ten in Geschich­te und Demo­kra­tie­ver­ständ­nis zu machen, sonst kann die­se poli­ti­sche Lei­stung nur mit einer Sechs quit­tiert wer­den. Ent­schei­dend ist aber, dass wir in Bay­ern auf die Sach­ebe­ne zurück­keh­ren. Schließ­lich geht es hier um mehr als um das Kle­ben am Ses­sel der CSU Allein­herr­schaft. Es geht um die Zukunft unse­res Landes.