Blick über den Zaun: Bio-Ener­gie­dorf Effelter

„Bio-Ener­gie­dorf Effel­ter in Ober­fran­ken bei­spiel­haft für vor­bild­li­ches Ener­gie­kon­zept“: Bund Natur­schutz for­dert als Kon­se­quenz der Kli­ma­ver­hand­lun­gen in Can­cun öko­lo­gi­sche Ener­gie­wen­de in Bayern

Die Zukunft des Kli­ma­schut­zes und der nach­hal­ti­gen Ener­gie­ge­win­nung ist an weni­gen Orten Deutsch­lands bereits gut sicht­bar. Als ein erstes Ergeb­nis des vom Bund Natur­schutz unter Feder­füh­rung der Kreis­grup­pe Hof mit der Öko­lo­gi­schen Bil­dungs­stät­te Ober­fran­ken in Mit­witz durch­ge­führ­ten Pro­jek­tes „Ener­gie­vi­si­on Fran­ken­wald“ lässt sich im klei­nen Dorf Effel­ter, Land­kreis Kro­nach, die­se Zukunft besich­ti­gen. Hier wird mit Bio­mas­se aus Rest­stof­fen Strom erzeugt und – ergänzt mit Holz – per Nah­wär­me­netz modern geheizt. Das Dorf hat sich damit von Ölim­por­ten und Groß­kraft­wer­ken weit­ge­hend abge­kop­pelt. Effel­ter wur­de des­halb zu Recht am 17.11.10 von Bun­des­land­wirt­schafts­mi­ni­ste­rin Ilse Aigner mit dem Preis „Bio­en­er­gie­dorf 2010“ ausgezeichnet.

„Das von der BN-Kreis­grup­pe Hof initi­ier­te Modell­pro­jekt Bio-Ener­gie­dorf Effel­ter ist ein tol­les Bei­spiel für die Zukunft. Es setzt Maß­stä­be für intel­li­gen­te Ener­gie­kon­zep­te im länd­li­chen Raum. Das muss in ganz Bay­ern Schu­le machen“, so der BN-Lan­des­be­auf­trag­te Richard Mergner.

Der welt­wei­te Kli­ma­gip­fel in Can­cun Anfang Dezem­ber 2010 brach­te lei­der kei­ne Fort­schrit­te beim welt­wei­ten Kli­ma­schutz ‑kli­ma­po­li­tisch eine Kata­stro­phe. Der Bund Natur­schutz in Bay­ern for­dert von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung, end­lich eine Vor­rei­ter­rol­le im Kli­ma­schutz zu übernehmen.

Einer der wich­tig­sten Auf­ga­ben für den Kli­ma­schutz ist es, Ener­gie zu spa­ren. Der näch­ste wich­ti­ge Schritt ist der Umbau der Ener­gie­er­zeu­gung auf erneu­er­ba­re Ener­gien. Bereits mit heu­te ver­füg­ba­rer Tech­no­lo­gie wäre in Bay­ern eine Reduk­ti­on des Ener­gie­ver­brauchs von über 60% und der Koh­len­di­oxid­emis­sio­nen von über 80% mög­lich. Der Bund Natur­schutz for­dert die Staats­re­gie­rung auf, sich bei der Bun­des­re­gie­rung für eine bes­se­re För­de­rung von Ener­gie­spar­pro­gram­men ein­zu­set­zen und die Finan­zie­rung einer flä­chen­decken­den neu-tra­len Bür­ger­be­ra­tung beim Ener­gie­spa­ren und beim Ener­gie­ma­nage­ment vor Ort in allen Kom­mu­nen auf den Weg zu bringen.

„Der Kli­ma­gip­fel in Can­cun in Mexi­ko im Dezem­ber 2010 ende­te in einer Sack­gas­se, weil kei­ner der Ver­hand­lungs­part­ner einen wesent­li­chen Schritt nach vor­ne gemacht hat. Die EU wei­gert sich nach wie vor, ihr Kli­ma­schutz­ziel für 2020 von minus 20 Pro­zent auf minus 30 Pro­zent zu erhö­hen. Wenn die Euro­päi­sche Uni­on wie­der als ernst­haf­ter Akteur in der inter­na­tio­na­len Kli­ma­po­li­tik wahr­ge­nom­men wer­den will, muss sie ihr Kli­ma­schutz­ziel auf 30 Pro­zent erhö­hen“, for­dert Richard Mer­gner. „Maß­nah­men zur Ener­gie­ef­fi­zi­enz schaf­fen loka­le Arbeits­plät­ze. Pro­jek­te der Erneu­er­ba­ren Ener­gie brin­gen Geld in kom­mu­na­le Kas­sen“, so Mergner.

Kli­ma­schutz, das sind Maß­nah­men zur Reduk­ti­on von Treib­haus­ga­sen, allen vor­an Maß­nah­men zur Ener­gie­ef­fi­zi­enz und zum Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien. Lei­der gibt es zur Unter­stüt­zung der wich­ti­gen Auf­ga­be Ener­gie­spa­ren an Gebäu­den mehr schö­ne Wor­te und Pro­gram­me und wenig soli­de Unter­stüt­zung von der Bun­des­re­gie­rung und von der Staats­re­gie­rung in Bay­ern. Ener­gie­spa­ren erfor­dert Inve­sti­tio­nen, die­se schaf­fen loka­le Arbeits­plät­ze. Die Auf­ga­be der Regie­rung ist es, die Bür­ger und Gemein­den hier mit geeig­ne­ten För­der- und Kre­dit­pro­gram­me zu unter­stüt­zen und zu moti­vie­ren. Dies muss Gesamt­pro­jek­te, aber auch Ein­zel­maß­nah­men umfas­sen. Lei­der fehlt hier jeg­li­che Ver­läss­lich­keit und Kontinuität.

Der Bund Natur­schutz for­dert von der Bun­des­re­gie­rung hier Pro­gram­me zur „Ener­gie­ef­fi­zi­enz“ auf­zu­le­gen, die über meh­re­re Jah­ren ver­läss­lich lau­fen und nicht im vier­tel­jähr­li­chen Tur­nus gestar­tet und gestoppt wer­den, wie in den Jah­ren 2009 und 2010 unter Schwarz-Gelb geschehen.

Von der Staats­re­gie­rung in Bay­ern for­dert der Bund Natur­schutz ein Kon­zept und eine siche­re Finan­zie­rung einer flä­chen­decken­den neu­tra­len Bür­ger­be­ra­tung zum Ener­gie­spa­ren, das heißt nicht nur Flug­blät­ter auf­le­gen, son­dern eine Initi­al­be­ra­tung vor Ort am Gebäu­de vor­an­zu­trei­ben. Dar­über hin­aus die Ein­füh­rung eines flä­chen­decken­den Ener­gie­ma­nage­ments für kom­mu­na­le Ein­rich­tun­gen und ein Pro­gramm für loka­le Ener­gie­ana­ly­sen für Kom­mu­nen, das soli­de Bestands­ana­ly­sen zum Ener­gie­ver­brauch, der Ener­gie­po­ten­zia­le und dann Maß­nah­men­ka­ta­lo­ge umfas­sen muss,“ so Dr. Her­bert Bart­hel, Refe­rent für Ener­gie und Kli­ma­schutz beim Bund Natur­schutz in Bayern.

Bio­en­er­gie­dorf Effelter

Die Ener­gie­ver­sor­gung der Zukunft basiert auf erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len aus Son­ne, Wind, Was­ser und Geo­ther­mie. Das Zeit­al­ter der fos­si­len und ato­ma­ren Ener­gie­be­reit­stel­lung nähert sich sei­nem Ende. Vie­le Grün­de spre­chen für den Ein­satz der CO2-neu­tra­len, rege­ne­ra­ti­ven Ener­gie­trä­ger: Sie sind kli­ma­scho­nend, nach­hal­tig, erneu­er­bar, stär­ken die Wert­schöp­fung vor Ort und sind preis­sta­bil. Erneu­er­ba­re Ener­gien sind ein Schlüs­sel zur Inwert­set­zung des länd­li­chen Rau­mes und garan­tie­ren Arbeits­plät­ze vor Ort.

Vor die­sem Hin­ter­grund wur­de vor weni­gen Jah­ren das Pro­jekt „Ener­gie­vi­si­on Fran­ken­wald“ feder­füh­rend von der BN-Kreis­grup­pe Hof zusam­men mit der Öko­lo­gi­schen Bil­dungs­stät­te Ober­fran­ken in den Land­krei­sen Hof, Kro­nach und Kulm­bach auf den Weg gebracht. Es wur­de von der EU mit Mit­teln des LEA­DER-Pro­gram­mes finan­zi­ell geför­dert. Das Bio-Ener­gie­dorf Effel­ter im Land­kreis Kro­nach ist eines der Teilprojekte.

Zusam­men mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern aus Effel­ter wur­de das Ziel ver­folgt, ein Ener­gie­ver­sor­gungs­kon­zept zu ent­wickeln und umzu­set­zen, um den in Effel­ter benö­tig­ten Strom und die Wär­me aus erneu­er­ba­ren Ener­gien bereit­zu­stel­len und so ein Zei­chen für eine sau­be­re Ener­gie­ver­sor­gung der Zukunft zu setzen.

Die­ses Ziel wur­de in über 150 Pro­jekt­steu­er­grup­pen­sit­zun­gen, sechs Dorf­ver­samm­lun­gen, einer Infor­ma­ti­ons­fahrt und vie­len hun­dert Stun­den frei­wil­li­gen Arbeits­ein­sat­zes mehr als erreicht. Die Bio­gas­an­la­ge und die neu ent­stan­de­nen Foto­vol­ta­ik­an­la­gen in Effel­ter erzeu­gen mehr als 200 % des benö­tig­ten Stroms. 37 Haus­hal­te sind an das Nah­wär­me­netz ange­schlos­sen und wer­den mit Ener­gie für Hei­zung und Warm­was­ser aus der Abwär­me der Block­heiz­kraft­wer­ke der Bio­gas­an­la­ge sowie der Wär­me des Hack­schnit­zel­heiz­wer­kes belie­fert. „Effel­ter kann sich zu 100 % mit Strom und Wär­me aus der eige­nen Flä­che ver­sor­gen“, so Wolf­gang Degel­mann, Lei­ter des Pro­jek­tes Ener­gie­vi­si­on Fran­ken­wald undf Geschäfts­füh­rer der BN-Kreis­grup­pe Hof. „Ein her­vor­ra­gen­des Bei­spiel für eine nach­hal­ti­ge, kli­ma­freund­li­che und mit allen Vor­tei­len der regio­na­len Wert­schöp­fung behaf­te­te Energieversorgung“.