Die Hans Fried­rich Oskar Deis – Gedächtnisstiftung

Diese Ansicht des Domplatzes schuf Andreas Blattner aus der „Schmidtschen Porzellanmalinstituts“ am Jakobsberg im Jahr 1900 als eines von zwei Hochzeitsbildern für das bayerische Prinzenpaar.

Die­se Ansicht des Dom­plat­zes schuf Andre­as Blatt­ner aus der „Schmidt­schen Por­zel­lan­mal­in­sti­tuts“ am Jakobs­berg im Jahr 1900 als eines von zwei Hoch­zeits­bil­dern für das baye­ri­sche Prinzenpaar. 

Trau­er­ar­beit und Kul­tur­för­de­rung einer Bam­ber­ger Bürg­erfa­mi­lie im 20. Jahrhundert

Untröst­lich über den Ver­lust ihres ein­zi­gen Kin­des im Kriegs­jahr 1944 grün­de­te das Bam­ber­ger Ehe­paar Oskar und Hen­ri­et­te Deis eine Stif­tung zum Andenken an ihren Sohn Hans und zum Woh­le der Städ­ti­schen Samm­lun­gen. Die aktu­el­le Aus­stel­lungs­er­gän­zung im Nord­west­flü­gel des Histo­ri­schen Muse­ums Bam­berg erzählt von Trau­er­ar­beit und Kul­tur­för­de­rung einer Bam­berg Bürg­erfa­mi­lie im 20. Jahrhundert.

Die „Hans Fried­rich Oskar Deis – Gedächtnisstiftung“

Hans Deis kam am 22. Juli 1923 als Sohn von Hen­ri­et­te und Oskar Deis in Bam­berg zur Welt. Wie die mei­sten jun­gen Män­ner sei­ner Gene­ra­ti­on nahm er am Zwei­ten Welt­krieg teil. Seit Juni 1944 galt er als in Russ­land ver­misst. Sei­ne über den Ver­lust ihres ein­zi­gen Kin­des untröst­li­chen Eltern lei­te­ten bereits in den 50er Jah­ren die Grün­dung einer Stif­tung zu sei­nem Geden­ken ein. Ihre eige­ne Alters­ver­sor­gung und ihren per­sön­li­chen Lebens­stil ord­ne­ten sie die­sem Ziel unter. Nach dem Tod von Hen­ri­et­te Deis im Jahr 1978 wur­de auf Basis des gemein­sa­men Testa­ments die „Hans Fried­rich Oskar Deis – Gedächt­nis­stif­tung“ ins Leben geru­fen. Zu den Auf­ga­ben der Stif­tung gehört unter ande­rem der Erwerb von Objek­ten kul­tu­rell bedeu­ten­der Gegen­stän­de für die Muse­en der Stadt Bam­berg und die Ein­rich­tung von Schau­räu­men mit wert­vol­len Objek­ten der Stiftung.

Zum Nach­lass zäh­len Barock- und Bie­der­mei­er­mö­bel, Gemäl­de, Tex­ti­li­en, Geschirr und viel Tafel­sil­ber. Bei der Ein­rich­tung der Aus­stel­lung zur Bür­ger­kul­tur im Histo­ri­schen Muse­um Bam­berg wur­de aus Bestän­den der Stif­tung ein Bie­der­mei­er­zim­mer eingerichtet.

„Wie wich­tig sol­che Stif­tun­gen für die Arbeit unse­rer Muse­en der Stadt Bam­berg sind,“ so Muse­ums­di­rek­to­rin Dr. Regi­na Hane­mann, „zeigt die Tat­sa­che, dass die jähr­lich zur Ver­fü­gung ste­hen­de klei­ne Sum­me seit 1983 neben dem Ankauf von zahl­rei­chen Stadt­an­sich­ten, Por­traits und Kunst­ob­jek­ten, die in einem engen Zusam­men­hang zu Bam­berg ste­hen, auch zum Ankauf von kul­tur­hi­sto­ri­schen Objek­ten ver­wen­det wur­de, die sich auf das Sam­mel­ge­biet Fran­ken bezie­hen. Im März 2010 gelang­te so eine gut erhal­te­ne frän­ki­sche Braut­kro­ne in die Sammlung.“

Die Aus­stel­lung

Der neu gestal­te­te Aus­stel­lungs­raum möch­te der Bedeu­tung die­ser ein­ma­li­gen Stif­tung und dem mit ihr ver­bun­de­nen her­aus­ra­gen­den bür­ger­li­chen Enga­ge­ment Rech­nung tra­gen und ver­steht sich als Erwei­te­rung der bis­he­ri­gen Aus­stel­lung zur Bür­ger­kul­tur in Bam­berg im 19. Jahr­hun­dert, die seit 1997 mit wech­seln­den Ergän­zun­gen im Nord­west­flü­gel der Alten Hof­hal­tung gezeigt wird.

Die Prä­sen­ta­ti­on geht anhand fünf gro­ßer Gemäl­de von Hans Schler­eth auf die Fami­lie Deis als Bam­ber­ger Bür­ger und Stif­ter ein. Im Zen­trum des Rau­mes nimmt eine gro­ße Mit­tel­vi­tri­ne Objek­te auf, die die Bezie­hung der ein­zel­nen Fami­li­en­mit­glie­der zu Hans Deis und die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Stif­tung ver­tie­fen. Der Schmerz über den Ver­lust des Soh­nes wird an einer Mon­stranz sicht­bar, in der die Eltern das Bild ihres Soh­nes und sei­nen letz­ten Brief wie eine Reli­quie aufbewahrten.

Neben der Fami­lie wird die Bedeu­tung der Stif­tung sicht­bar gemacht. Zwei Vitri­nen geben Ein­blick in die Samm­lung alter Möbel und das umfang­rei­che Fami­li­en­sil­ber, das vom fei­nen Tafel­be­steck über Kaf­fee­ser­vice bis zu Ziga­ret­ten­spit­ze und Schuh­löf­fel auch vie­le Gegen­stän­de des all­täg­li­chen Bedarfs umfasst. „Auch für mich“, sagt Clau­dia Schel­bert, die neue Stif­tungs­ma­na­ge­rin der Stadt Bam­berg, „ist es sehr inter­es­sant, wenn die Ergeb­nis­se aus dem Stif­tungs­we­sen auf so schö­ne Wei­se prä­sen­tiert wer­den.“ So sieht man in zwei Vitri­nen exem­pla­ri­sche Ankäu­fe, die bis­her mit den Gel­dern der Stif­tung getä­tigt wer­den konn­ten. Prä­sen­tiert wird ein sehr wert­vol­les Por­zel­lan­bild von Andre­as Blatt­ner aus dem Schmidt­schen Por­zel­lan­in­sti­tut in Bam­berg sowie die jüdi­sche Kult­ge­gen­stän­de, die 1990 für die künf­ti­ge Judai­ca-Aus­stel­lung erwor­ben wer­den konnten.

Am 19. Sep­tem­ber 2010 wird um 11 Uhr die­ser Bereich in einer Mati­née offi­zi­ell durch Muse­ums­di­rek­to­rin Dr. Regi­na Hane­mann eröff­net, die Kura­to­rin Son­ja Feh­ler M.A. wird einen Kurz­vor­trag und eine Über­blicksfüh­rung hal­ten. Inter­es­sier­te sind herz­lich willkommen!