Rai­ner Scher­lein berei­tet dem Fund­rai­sing im Erz­bis­tum Bam­berg den Weg

Zei­chen der Zeit heißt „Schät­ze heben“

(gel) Was hat Fund­rai­sing mit der katho­li­schen Kir­che zu tun? Wenn es nach Rai­ner Scher­lein, Lei­ter der Stabs­stel­le Fund­rai­sing im Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­at Bam­berg, geht, sehr viel: Die Kir­che wer­de sich in Zukunft ver­stärkt um ihre Mit­glie­der bemü­hen müs­sen, um ihre sozia­len und seel­sorg­li­chen Auf­ga­ben wei­ter­hin wahr­neh­men zu kön­nen. „Es geht dar­um, den Kir­chen­mit­glie­dern zu ver­mit­teln, wie wich­tig ihr zeit­li­ches und finan­zi­el­les Enga­ge­ment für ihre Pfar­rei vor Ort ist“, betont Dr. Scher­lein. „Fund­rai­sing ist daher zunächst ein­mal Beziehungspflege.“

Des­halb sol­le Fund­rai­sing nicht län­ger als not­wen­di­ges Übel des Geld­sam­melns ver­stan­den wer­den, son­dern als natür­li­cher Bestand­teil des kirch­li­chen Lebens. Rai­ner Scher­lein ver­steht sich als Dienst­lei­ster, der die Pfar­rei­en und kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen bei ihren Fund­rai­sing-Akti­vi­tä­ten unter­stützt. Dazu hat er ein Hand­buch für die Ver­ant­wort­li­chen in den Pfar­rei­en geschrie­ben. Die dazu­ge­hö­ri­ge Soft­ware geht gera­de in ihre Test­pha­se. Bei­des ist bis­lang bay­ern­weit ein­ma­lig – und könn­te in den Diö­ze­sen Schu­le machen.

„Wir brau­chen neben der Kir­chen­steu­er ein wei­te­res Stand­bein für die Finan­zie­rung der kirch­li­chen Auf­ga­ben. Es gibt jetzt schon ein­zel­ne Pfar­rei­en, die nicht wis­sen, wie sie die Finanz­lücken stop­fen kön­nen“, ana­ly­siert Dr. Rai­ner Scher­lein die Not­wen­dig­keit für die Kir­che vor Ort, in der Finan­zie­rung ihrer Auf­ga­ben neue Wege zu beschrei­ten. „Ange­sichts der Ent­wick­lun­gen und Pro­ble­me kommt es ganz auf die Fähig­keit der Pfar­rei­en und kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen an, eine Kehrt­wen­de zu schaf­fen.“ Ziel sei es, mög­lichst vie­le Dau­er­spen­der zu gewin­nen. Ohne zusätz­li­ches Geld könn­ten vie­le Pfar­rei­en in Zukunft ihre Mit­ar­bei­ter nicht im bis­he­ri­gen Umfang beschäf­ti­gen und die Gebäu­de und die zuge­hö­ri­ge Aus­stat­tung erhal­ten. Die feh­len­den Mit­tel könn­ten aber durch ein lang­fri­stig und pro­fes­sio­nell ange­leg­tes Fund­rai­sing ein­ge­wor­ben wer­den – das sehe man bereits an den Modell-Pro­jek­ten, die in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren in der Erz­diö­ze­se Bam­berg von der Stabs­stel­le Fund­rai­sing betreut wur­den. Wie Fund­rai­sing geht, kön­ne gelernt wer­den. Scher­lein: „Fund­rai­sing ist kei­ne Zau­be­rei, son­dern ein Hand­werk!“ Der Diplom-Fund­rai­ser (VMI) bie­tet dafür Bera­tung und Beglei­tung für inter­es­sier­te Pfar­rei­en an, holt Exper­ten für Vor­trä­ge und orga­ni­siert Schu­lun­gen, infor­miert mit einer eige­nen Web­sei­te (www​.fund​rai​sing​-bam​berg​.de) und einem News­let­ter. Seit Herbst 2009 wirbt Scher­lein inten­siv für Stif­ter­dar­le­hen, Testa­ments­spen­den und Stif­tun­gen in der Erz­diö­ze­se Bamberg.

Wich­tig­ste Erkennt­nis sei, dass sich Pasto­ral und Fund­rai­sing durch­drin­gen müss­ten, schreibt Rai­ner Scher­lein in sei­nem Hand­buch. „Fund­rai­sing ist stets Chef­sa­che, in dem Sin­ne, dass es stets ein Top-The­ma in der Füh­rungs­ebe­ne einer Pfar­rei oder Ein­rich­tung sein soll­te.“ Nicht zuletzt unter­lie­ge das kirch­li­che Fund­rai­sing beson­de­ren theo­lo­gi­schen und ethi­schen Anfor­de­run­gen, die stets im Blick sein soll­ten. Als ersten Schritt emp­fiehlt das Hand­buch die Erstel­lung eines lang­fri­sti­gen Fund­rai­sing-Kon­zep­tes vor Ort. Zwei­ter Schritt sei das aktu­el­le mit­tel­fri­sti­ge Fund­rai­sing-Pro­jekt mit den ein­zel­nen kurz­fri­sti­gen Fund­rai­sing-Akti­vi­tä­ten als drit­tem Schritt.

Im Hand­buch zeigt Scher­lein exem­pla­risch, wie die Fund­rai­sing-Kam­pa­gne der Katho­li­schen Pfar­rei Schein­feld (Deka­nat Neu­stadt / Aisch) geplant und durch­ge­führt wur­de. Die Kir­chen­ver­wal­tung hat­te Ende 2007 Kon­takt mit dem Lei­ter der Stab­stel­le Fund­rai­sing auf­ge­nom­men, da für die Innen­re­no­vie­rung der Stadt­pfarr­kir­che „Mariä Him­mel­fahrt“ Spen­den benö­tigt wur­den. Mit sei­ner Bera­tung ent­stand ein Pro­jekt­team, das Ziel und Stra­te­gie fest­leg­te, Mot­to und Logo ent­warf, geeig­ne­te Metho­den und Instru­men­te aus­wähl­te und sich einen Zeit­plan für die Umset­zung der Maß­nah­men setz­te. Ab 2008 infor­mier­te das Pro­jekt­team regel­mä­ßig in der Pres­se über die anste­hen­de Reno­vie­rung, außer­dem gab es eine Son­der­aus­ga­be des Pfarr­brie­fes, der sich ganz der Reno­vie­rung wid­me­te. Dazu kam der Ver­kauf von spe­zi­ell gestal­te­ten Bier­krü­gen. Für Besu­che bei Insti­tu­tio­nen, Fir­men und pri­va­ten Spen­dern wur­de eine Prä­sen­ta­ti­ons­map­pe erstellt – die prompt Wir­kung zeig­te: Bei zir­ka zehn Besu­chen des Pfar­rers oder des Kir­chen­pfle­gers und zwei per Post ver­sand­ten Map­pen konn­ten ins­ge­samt zehn grö­ße­re Beträ­ge zwi­schen 500 und 1000 Euro an Spen­den erzielt wer­den. Mit einem Bene­fiz­kon­zert in der Stadt­pfarr­kir­che und einem sehr erfolg­rei­chen Weih­nachts­spen­den­brief kam die Pfar­rei ihrem Ziel, die Kir­chen­in­nen­re­no­vie­rung zu finan­zie­ren, ein gro­ßes Stück näher. „Der Erfolg der Fund­rai­sing-Aktio­nen lässt sich am besten dar­an able­sen, dass die Spen­den­ein­nah­men 2008 um das 2,4fache höher lagen als im Durch­schnitt der bei­den vor­her­ge­gan­ge­nen Jah­re“, bilan­ziert Scherlein.

Damit war das Pro­jekt aber noch nicht zu Ende: Mit­te 2009 stand die Reno­vie­rung des Haupt­al­tars an. Hier star­te­te das Pro­jekt­team eine Paten­schafts-Akti­on: Spen­der konn­ten ihr Geld gezielt für die Reno­vie­rung jeweils einer Figur geben. „Beson­ders die hoch­prei­si­gen Paten­schaf­ten waren sehr beliebt und schnell ver­ge­ben“, ver­rät Scher­lein zufrieden.

„Fund­rai­sing heißt Schät­ze heben!“ Kon­kre­te Hil­fen bie­tet das fünf­te Kapi­tel des Fund­rai­sing-Hand­buchs. Es ent­hält unter ande­rem Arbeits­blät­ter für den Pro­jekt­ab­lauf, Check­li­sten, zum Bei­spiel für die Erstel­lung eines Spen­den­brie­fes, von Ziel­grup­pen-Listen, von Prä­sen­ta­ti­ons­map­pen und Muster-Ver­trä­ge. Wie krea­tiv das Hand­werk des Fund­rai­sin­gs sein kann, erschließt sich bei der Lek­tü­re der „Fund­rai­sing-Instru­men­te von A bis Z“ im sech­sten Kapi­tel: Advents­ka­len­der und Anlass­spen­den eig­nen sich genau­so für das Fund­rai­sing wie Kirch­turm­wer­bung und Recycling-Aktionen.

Das Hand­buch „Fund­rai­sing in der Erz­diö­ze­se Bam­berg“ ist zum Preis von 8 Euro im Buch­han­del oder direkt beim Hein­richs-Ver­lag (Tele­fon: 0951 / 51 92 ‑31) erhält­lich. ISBN 978 – 3 – 89889 – 151 – 6. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es bei der Stabs­stel­le Fund­rai­sing, Dr. Rai­ner Scher­lein, Erz­bi­schöf­li­ches Gene­ral­vi­ka­ri­at, Dom­platz 4, 96049 Bam­berg, Tele­fon (0951) 502 358, E‑Mail: fundraising@​erzbistum-​bamberg.​de